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Konkurrenz vor der eigenen Haustüre groß werden zu lassen.
Die Kontrolle war umfassend, denn im Westjordanland und im
Gazastreifen zimmerte sich Israel sein eigenes Rechtssystem,
das aus jordanischem Recht, Notstands-Verordnungen aus der
britischen Mandatszeit und zahllosen bei Bedarf erlassenen
Militärverordnungen bestand.
Unter dem Deckmantel des Rechts herrschte Willkür.
Zwanzig Jahre lang ließ sich die Illusion von der humanen
Besatzung aufrechterhalten. Obgleich verhaftet und deportiert
wurde, obgleich palästinensische Bürgermeister abgesetzt
wurden, schien es nur unter der Oberfläche zu gären. Dann,
1987, steigerte sich der palästinensische Unmut zu Wut. Die
israelische Armee wie die Palästinensische Befreiungs-
organisation, PLO, waren gleichermaßen überrascht, als
zunächst im Gazastreifen und bald auch im Westjordanland
Tausende von Palästinensern auf die Straßen gingen und gegen
die Besatzungsmacht rebellierten. Der israelische Geheimdienst,
in diesen Gebieten durchaus präsent, hatte nichts geahnt, und die
PLO-Führ ung in Tunis hatte keine Anweisungen gegeben. Den
Leitsatz, in den der israelische Religionsphilosoph Jeshajahu
Leibowitz das Wesen des Zionismus zusammengefaßt hat,
nämlich: »Wir Juden haben genug von der Herrschaft der Gojim
[Nichtjuden] über das jüdische Volk« 9 , adaptierten die
Palästinenser als ihr Ziel. Sie wollten die Herrschaft der Israelis
loswerden und brachten ihre Entschlossenheit in dem Begriff
Intifada, das heißt »abschütteln«, zum Ausdruck.
Es begannen die vermutlich schlimmsten Jahre im Kampf
zwischen Israelis und Palästinensern. Zwar war in den
Jahrzehnten zuvor mehr als genug Blut geflossen - zum Beispiel
in den dreißiger Jahren -, doch nun folgten nahezu täglich
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