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Palästinensern im Gazastreifen leben? Ohne Strom, ohne
fließendes Wasser, auf dem nackten, festgetretenen Boden,
zwischen unverputzten Betonwänden, unter Wellblechdächern.
Die Realität spottet jeder Beschreibung. Die Gassen zwischen
den Betonhäuschen sind gelegentlich so eng, daß zwei Personen
nicht nebeneinander Platz haben. Bei Regen lösen sich die
unbefestigten Straßen auf und werden zu unpassierbaren
Bächen, die den überall herumliegenden Müll davonspüle n. Und
im Sommer brennt die Sonne von einem erbarmungslos
hellblauen Himmel auf die Wellblechdächer nieder. In dieser
Umgebung nimmt es nicht wunder, daß in den Erzählungen der
Flüchtlinge die alte Heimat zu einem Paradies verklärt wird.
Alles ist ihnen ge nommen worden, doch eines nicht: ihre
Würde. Dazu gehört selbst in den ärmsten Familien die
Bewirtung eines Gastes. Ein Kind oder die Hausfrau bringt ein
Tablett, auf dem fein säuberlich aufeinandergestapelt die
Untertassen stehen, daneben die Tassen mit dem schwarzen, mit
Kardamom gewürzten Kaffee. Jeder der Männer, Mann ist unter
sich, die Frauen bleiben im Hintergrund, nimmt sich eine Tasse
mit einer Untertasse und trinkt in kleinen Schlucken. Die
Männer sitzen auf Plastik- oder Holzstühlen im Kreis in karg
möblierten Räumen, die oft einer Garage ähnlicher sehen als
einem Wohnzimmer. Nicht selten ist der einzige Schmuck an
der Wand ein Poster oder Foto einer europäischen Bergidylle.
Die satten Farben stehen im Kontrast zur wenig idyllischen
Realität und drücken vermutlich den Wunsch nach einer anderen
Umgebung aus.
In der Stadt Gaza, im nördlichen Teil des nach ihr benannten
Streifen Landes, kann man Häuser sehen, die an bessere Zeiten
erinnern. In den Wohnzimmern von Ärzten, Rechtsanwälten
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