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entsprechen zu lassen. Mentale Zustände sollten also durch
symbolische Datenstrukturen, mentale Prozesse durch Algo-
rithmen repräsentiert werden. Allerdings erweist sich das
Konzept eines programmgesteuerten Computers nur begrenzt
tauglich. Umfangreiche Rechenprozesse bewältigt der Compu-
ter zwar spielend, während die Bewältigung von komplexen
Wahrnehmungs- und Bewegungskoordinationen, die ein Ge-
hirn „im Schlaf“ löst, an unüberwindbaren Programmierpro-
blemen scheitert.
Im Rahmen der Neurobiologie läßt sich das Gehirn als ein
komplexes System von vielen Milliarden Nervenzellen (Neu-
ronen) auffassen, die sich in Phasenübergängen vernetzen und
neue Muster durch Selbstorganisation erzeugen. 10 Diese ma-
kroskopischen Verschaltungsmuster können äußeren Wahr-
nehmungen, emotionalen Erregungszuständen oder Gedanken
entsprechen. Es ist ein altes erkenntnistheoretisches Problem,
wie sich ein Abbild der Außenwelt im Gehirn bildet. Er-
kenntnistheoretiker wie Helmholtz ahnten bereits aufgrund
ihres physiologischen Wissens, daß der Erkenntnisvorgang
keine starre und isomorphe Abbildung der Außenwelt sein
kann. Vielmehr handelt es sich um einen Lernvorgang, in dem
schrittweise und unter ständigen Korrekturen ein Bild der
Außenwelt entsteht. Einen richtungsweisenden Erklärungsan-
satz vom Standpunkt neuronaler Netze schlägt der Gehirn-
forscher Kohonen vor. Danach wird die Außenweltsituation,
wie sie z.B. von der Retina des Auges registriert wird, auf eine
neuronale Schicht übertragen, in der schrittweise während ei-
nes Lernvorgangs eine Art topographischer Karte der Außen-
welt aufgebaut wird. Der Lernvorgang wird als Selbstorgani-
sationsprozeß des neuronalen Netzwerks verstanden.
Während sensorische und motorische Karten zur Repräsen-
tation von Wahrnehmungen und Bewegungen und ihrer
sensomotorischen Koordination bereits gehirnphysiologisch
untersucht und mathematisch modelliert wurden, stecken Un-
tersuchungen über die neuronalen Erregungsmuster von Emo-
tionen und Gedanken noch in den Anfängen. Es käme darauf
an, die Dynamik dieser zerebralen Verschaltungsmuster em-
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