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VI. Materie in der Chemie
Von Stoffeigenschaften zu molekularen Modellen der Materie
führte der historische Weg der Chemie. In der Quantenchemie
werden molekulare Modelle auf die Quantenmechanik und
damit die Physik zurückgeführt. Mit zunehmender molekula-
rer Komplexität werden auch in der Chemie Selbstorganisati-
onsprozesse der Materie nachgewiesen. Sie dienen teilweise
bereits als Vorbild zur gezielten Herstellung neuer chemischer
Verbindungen mit technischer und medizinischer Anwendung.
1. Materie in der frühen Chemie
Die Chemie als Lehre von den Umwandlungen der Stoffe ent-
stand historisch aus technisch-praktischen Handwerkertradi-
tionen, der Naturphilosophie und Alchimie. Mit Beginn der
Neuzeit setzten sich Materiemodelle der Physik durch. 1 Ent-
gegen alchimistischen und scholastischen Vorstellungen ver-
trat z.B. Robert Boyle (1627-1691) in seinem Buch The Scep-
tical Chymist (1662) nachdrücklich eine mechanistische Kor-
puskulartheorie, wonach alle Eigenschaften der Materie auf
Bewegung und Anordnung ihrer Teile zurückzuführen
seien. Dazu mußten Grundbegriffe der Newtonschen Physik
wie z.B. die Masse in die Chemie eingeführt werden. Zur
Erklärung von Verbrennungsvorgängen wurde Anfang des
18. Jahrhunderts ein besonderer Stoff (,Phlogiston') ange-
nommen, der bei jeder Verbrennung entweichen sollte. Bald
wurden Einwände laut, daß ein Metall bei der Verwandlung
in Kalk an Gewicht zunahm, während es nach der Theorie
Phlogiston verlor. In diesem Fall läge ein negatives Gewicht
vor. Andere Forscher wie Cavendish identifizierten Phlogiston
zeitweise mit ,entflammbarer Luft', d.i. Wasserstoff. Trotz be-
grifflicher Unklarheiten war die Phlogistontheorie ein wichtiger
Versuch einer einheitlichen Deutung chemischer Vorgänge.
Sie wurde durch die Oxidationslehre von Lavoisier (1743-
1794) abgelöst, der die Gewichtszunahme bei der Verbrennung
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