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lektischen Bewegungsgesetzen zu ordnen, die teilweise aus
Hegels und Marx dialektischer Methodik entlehnt wurden
und sich am Kenntnisstand der damaligen Naturwissenschaf-
ten (insbesondere der Darwinschen Evolutionstheorie) orien-
tierten. 11 In der von Lenin dogmatisch verschärften Form
wurden folgende materialistische Grundthesen herausgestellt:
Die vom Menschen unabhängige Wirklichkeit spiegelt sich im
Bewußtsein des Menschen wider. Die Wirklichkeit insgesamt
mit dem menschlichen Bewußtsein ist materiell und erkenn-
bar. Die Wirklichkeit kann nur in ihrem Gesamtzusammen-
hang erkannt werden. Sie ist als ständige Bewegung zu verste-
hen und zwar als Übergang von quantitativen zu qualitativen
Veränderungen, die sich im Kampf der Gegensätze und ihrer
Vereinigung bilden. Dabei bleibt nach dem Gesetz der Nega-
tion der Negation das Vergangene und Überwundene im
Neuerstandenen auf höherer Ebene erhalten. Der Begriff der
Materie wird zudem auf die ökonomische Basis der Gesell-
schaft erweitert. Wissenschaft und Kultur gehören zum gesell-
schaftlichen Überbau dieser materiellen Verhältnisse, die sich
im menschlichen Bewußtsein widerspiegeln. In späteren Ver-
sionen des dialektischen Materialismus zählen Wissenschaft
und Technik auch zu den Produktionsfaktoren, also zur Basis
der hochentwickelten Industriegesellschaft.
Die methodisch-erkenntnistheoretische Auseinandersetzung
mit dem Materiebegriff des 19. Jahrhunderts in der Tradition
des Neukantianismus wird von Friedrich Albert Lange (1828-
1875) eingeleitet. In seiner maßgebenden Geschichte des Ma-
terialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart
(1866) zeigt Lange, daß sowohl der Materialismus als auch
die traditionellen Systeme der Metaphysik in Gestalt „wissen-
schaftlicher Weltanschauungen“ ihre Grenzen überschreiten.
Wissenschaften können nicht als Weltanschauung und Welt-
anschauungen nicht als Wissenschaft auftreten. Erkenntnis-
theoretisch strebt Lange eine Überwindung des Materialismus
durch eine physiologische Deutung der Transzendentalphilo-
sophie Kants unter den veränderten Bedingungen der Natur-
wissenschaften im 19. Jahrhundert an. Kategorien und Grund-
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