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fühlten uns wie zu Zeiten der BOUNTY . So stellt sich ein Weltumsegler ein Willkommen in
der Südsee vor.
Auf Likiep gibt es auf dem Außenriff ungefähr zwei Dutzend Motus. Zu diesen In-
selchen verholten wir KATHENA FAA und schwammen, suchten Muscheln, angelten oder
gaben uns dem Müßiggang hin. Auf dem Motu Meron wurden wir gleich mit frisch
aufgeschlagenen Trinknüssen von einer neunköpfigen Familie begrüßt. Unser Besuch
freute sie, denn Fremde kamen hier so gut wie nie vorbei. Vor der Hütte stellte man uns
Blechteller mit Reis und Fisch auf eine Matte und bedeutete uns zuzugreifen.
Die Jungen und Mädchen der Familie spielten mit selbstgebastelten Bötchen und allem,
was der Strand so hergab. Kym passte sich an, er versuchte mit einer Holzplanke zu surfen,
so wie die Kinder es ihm vormachten. Wir streiften über das Inselchen, das wirtschaft-
lich wirklich nicht viel hergab: Limonen, Brotfrucht, Pandanus und natürlich Kokosnüsse.
Anderes wuchs auf dem wasserlosen Boden nicht. Kashedok, der Chief, und seine Frau
Kiora waren unglaublich nett. Jeden Morgen lagen »Ni« - gekeimte Nüsse - für uns am
Strand. Das war dort unser Frühstück.
Obwohl wir viel Zeit aufwendeten, um Muscheln zu suchen, wurden wir kaum fündig -
bis Kiora sich unserer annahm. Sie zeigte uns, wie man sucht, auf welche Spuren man acht-
en muss und an welchen Stellen des Riffs man Erfolg haben würde. Die nächsten Tage auf
dem trockengefallenen Riff sind mir unvergesslich. Voller Energie lief Kiora immer vor-
an, und wir folgten. »Unsere Trüffelfrau«, nannten wir sie. Unsere Ausbeute an Muscheln,
diesen kleinen Wundern der Natur, konnte sich sehen lassen.
Später auf der Reise wurden wir wagemutig. Sehnsuchtsorte sind nicht nur schön und
idyllisch. Das galt auch für unser nächstes Ziel, das Bikini-Atoll. Da es auf unserer
Route lag, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, es zu besuchen. Die Neugierde siegte über
meine Bedenken, denn es ist von vielen Atombombentests verseucht und für dauerhaften
Aufenthalt nicht geeignet. Die Amerikaner haben jahrzehntelang versucht, das Atoll wieder
bewohnbar zu machen, aber vergeblich.
Nach einer rauen Segelei, wieder mal hoch am Wind, liefen wir mit strammen sieben
Knoten in die Lagune ein. Nun waren wir also ohne Genehmigung auf Bikini und be-
fürchteten, auf behördlichen Unwillen zu stoßen. Aber da war niemand, der etwas zu sagen
hatte. Wir setzten mit unserem Beiboot über zum Strand und gingen bedächtig den Weg
durchs Dorf. Es gab relativ junge Kokospalmen, die kaum Nüsse trugen und der öden
Dorfstraße noch keinen Schatten spendeten. Rund 40 von den Amerikanern neu erbaute
Häuser säumten den Weg. Nur sechs waren von Einheimischen, den zu Testzeiten evak-
uierten Bikinesen, bewohnt. Die anderen Gebäude standen leer, verwitterten und verfielen.
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