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Im April 1976 war es so weit. Mit viel Proviant und vor allem Zubehör für die nächsten
Jahre nahmen wir unsere Südseeroute von Neuseeland in Angriff. Mit KATHENA FAA - der
Name verhieß Abenteuer, Weite, Meer und Palmen - wollten wir die Hinterpfade der Insel-
welt des Pazifiks erforschen. Auf einer Route unterwegs sein, die von anderen Fahrtense-
glern gemieden wurde, wegen widriger Winde, schlechter Ankerplätze, drückender Hitze.
Und weitab vom üblichen Weltumseglerkurs. In einer großen Fremde wollten wir unsere ei-
genen Erlebnisse schaffen.
Etwa dieses: Ich stand am Heck und zerriss meine Scheckformulare. Der Wind erfasste
die Schnipsel, und das Kielwasser schluckte meine letzte Bindung an wohlversorgte Jahre.
Das Boot segelte großartig. Eine Windfahnensteuerung hielt zuverlässig Kurs, sodass wir
selten an der Pinne sitzen mussten. Auch bei Seegang und mehr Wind lief alles gut, und wir
waren überglücklich, als wir nach zwölf Seetagen die Fidschi-Inseln erreichten.
Am besten gefiel uns das Verhalten unseres Kindes. Kym fand das »raffe« (raue) Segeln
Klasse und spielte währenddessen mit uns »Hoppe, hoppe Reiter.« Unter Deck erfand er, die
Situation nutzend, immer neue Spiele, so etwa Verstecken in den verstreuten Segeln: »Wo
bin ich?« Dabei wurde er jedoch rasch müde, und - welch ein Glück - zwölf Stunden Schlaf
am Stück waren normal.
Fidschi-Inseln. Ja, ich hatte mich wirklich auf diese Südseereise gefreut. Jetzt konnte die
große Freiheit beginnen. Wir kamen uns vor wie Zugvögel, die in schlechten Zeiten davon-
fliegen und in die fernsten Gegenden der Welt flüchten. Etwa nach Fulanga. An die Insel
werde ich mich noch lange erinnern - mit einem kribbeligen Gefühl. Wir steuerten die La-
gune durch einen 40-Meter-Pass im Riff an, dazu mit fünf Knoten Gegenstrom und aufland-
igem Wind. Das Wasser brodelte beängstigend, KATHENA FAA bewegte sich darin wie ein Ei
in kochendem Wasser. Die Wellen schwappten vorn und achtern an Deck. Der Druck aufs
Ruder war so stark, dass ich fürchtete, die Pinne könnte brechen.
Wer das Risiko scheut, erlebt weniger! Fulanga war das Risiko wert. Wir waren hin-
gerissen, als wir in der Lagune waren. Unzählige Eilande, teilweise pilzförmig und mit
nur einer Palme bestückt. Es war eine seltsame Szenerie, die uns geboten wurde. Segelnde
Kanus, Speerfischer auf dem Riff, ein kleines Dorf mit Blätterhütten. Wir segelten an Bucht-
en vorbei, die gegen alle Winde geschützt waren und einen herrlich einsamen Sandstrand
im Scheitel mit einem Palmenhain hatten. Einfach paradiesisch. Wir ankerten, bestiegen
sogleich einen hohen Berg und betrachteten die Lagunenlandschaft aus der Vogelperspekt-
ive. Wie hatten wir nur geschafft, hier reinzukommen? Hatten wir den Felsen in der Passage
beiseitegerückt? Die Fahrrinne war verdammt eng.
Vor allem auf solche Orte hatte ich mich gefreut. Wir sprachen nur noch von den »Inseln«.
Losgelöst von allen Pflichten des Landlebens, erlebten wir Meer und Inseln in einer Weise
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