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sammelte er Unmengen von Nachrichten aus Nordafrika mit militärischer und strategischer
Bedeutung, die er an seinen Freund, den französischen General Lapperine, weiterleitete.
Bis heute bleibt die Frage offen, welche Rolle de Foucauld, bewusst oder unbewusst, bei
Frankreichs Streben nach einem nordafrikanischen Kolonialreich spielte, dessen Herzstück
die Sahara sein sollte.
1916, zwei Jahre nachdem Frankreich dem Osmanischen Reich den Krieg erklärt hatte,
zog ein Trupp gesetzloser Senussi und Fellagha raubend und plündernd durch Algerien.
Sie waren auf dem Weg in die südliche Sahara, wo sich die Einwohner von Tamanrasset in
jenes Fort zurückgezogen hatten, das de Foucauld mit Hilfe französischer Garnisonssold-
aten als Zufluchtsstätte hatte bauen lassen. Als ein Verräter das Tor des Forts am Abend
des 1. Dezember 1916 öffnete und die fanatischen Krieger hineinließ, wurde de Foucauld
überrumpelt, gefesselt und in den Festungsgraben geworfen, wo man ihn später erschoss.
Anderntags, nach dem Abzug der libyschen Marodeure, schnitten Tuareg de Foucauld
das Herz aus der Brust und begruben es im Wüstensand der Oase, wo auch sein Leichnam
zur letzten Ruhe gebettet wurde. Kein Akt der Grausamkeit, sondern der Liebe.
Erst Jahre später (1929) wurden die sterblichen Überreste von Charles de Foucauld nach
Bel Bachir überführt und bei der Oase El Golea, neben der katholischen Kirche Saint
Joseph, bestattet, wenngleich de Foucauld seinen Letzten Willen ganz anders formuliert
hatte: Ich möchte dort begraben sein, wo ich sterben werde, … ohne Sarg. Ein einfaches
Grab ohne Stein, mit einem Holzkreuz darauf … Ich verbiete, meine Leiche abzutranspor-
tieren.
Hier, am Grab von Charles de Foucauld, sann ich nochmals der Lebensgeschichte dieses
außergewöhnlichen Franzosen nach, ehe ich zum Hotel zurückspazierte. Dort ging ich
abermals meine sorgfältig ausgewählte Ausrüstung durch, die ich im Rucksack mit in die
Wüste nehmen wollte: Sturmzelt, Schlafsack, Isoliermatte, warme Kleidung, Kompass, Fo-
toausrüstung. Und natürlich Verpflegung: vitaminreiche Fleisch- und Gemüseextrakte, En-
ergieriegel, einige Stücke Räucherschinken, Trockenobst, Streichkäse, Traubenzucker und
Fladenbrot. Vor allem aber mehrere Liter Wasser.
Zudem hatte ich von Karawanenführern erfahren, wo ich auf meinem Weg durch die
Wüste unterirdische Quellen und Brunnen finden würde, an denen ich mich mit Trink-
wasser versorgen konnte.
Dann entfaltete ich auf einem kleinen Holztisch meine Landkarte und vertiefte mich in
meine Route. Auf dem bunten Kartenblatt sah man große leere Flächen, manchmal eine
Piste, kleine Punkte, die auf Oasen und Orte hinwiesen, Höhenangaben sowie Längen- und
Breitengrade. Nur von der Wirklichkeit erzählte mir die Karte nichts. Nichts von Hitze und
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