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Allein durch Afrikas »trockenes
Meer«
Achill Moser
Einsamkeit ist die erste Stufe der goldenen Treppe, die zur
Seligkeit führt … der Weg zum Ruhm geht über Paläste, der
zum Glück über Basare, der Weg zur Weisheit aber führt
über die Einöden.
Erhard Kästner, Zeltbuch von Tumilat
Der Wind schlug mir ins Gesicht, und ein Tränenschleier legte sich flatternd über die
Augen, als das Dreirad-Fahrgestell unseres Ultraleichtflugzeuges vom Erdboden abhob und
mit breiten Schwingen sanft in die Lüfte aufstieg, hinein in die Schönwetterthermik. Nur
ein Bauchgurt hielt mich in meinem offenen Freiluftsitz, während der Pilot vor mir den
Steuerknüppel drückte und mit den Pedalen Bugrad und Seitenruder dirigierte.
»Halt dich fest!«, hörte ich nur, dann senkten sich auch schon die Flügel unserer Flug-
maschine mal nach links, mal nach rechts, wobei ich den Schatten des Ultraleichtflugzeuges
tief unter mir sah, einem sonderbaren Vogel gleich, der über sandiges Gelb glitt.
Meine Hände waren schweißnass. Auch spürte ich einen leichten Schwindel, weshalb
ich mich mit der Linken am Rohrgestänge festhielt. Irgendwie war mir mulmig, was ich
zu ignorieren versuchte, ebenso wie den Lärm des Motors, der hinter meinem Nacken saß
und in einer Röhrenverankerung verschraubt war. Ein Blick auf den Digital-Höhenmesser
zeigte mir, dass wir uns stetig vom Erdboden entfernten: von 40 auf 80 Meter, von 100 auf
130 Meter. Je höher wir stiegen, desto mehr nahm auch der Fahrtwind zu, wurde zu einem
heftigen Rauschen. Manchmal wirkten die vertikalen Luftströmungen wie kräftige Schläge,
dann erzitterte unser Fluggerät und schüttelte sich für einige Augenblicke, was sich anfühlte,
als wären wir in einer Postkutsche über Stock und Stein unterwegs. Das waren Momente, in
denen ich durch dicke Backen pustete und an nichts zu denken versuchte, vor allem nicht an
einen Absturz.
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