Travel Reference
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Pfund verdient. Ich entdeckte köstliche Orangen, kühle Limonengetränke und die besten
Melonen der Welt.
Es mag den Eindruck erwecken, als hätte ich bisher nur die gute heile Welt erlebt. Es
stimmt, ich habe das Reisen fast immer von einer angenehmen Seite kennengelernt. Ich
habe nur wenige Menschen getroffen, die etwas gegen mich hatten oder mich bewusst ig-
norierten. Vorurteile hatte ich sowieso nicht. Woher auch? Bestimmt nicht aus meinem
mecklenburgischen Dorf. Gefahren drohten nicht. Oder ich sah sie nicht, weil ich ein naiver
Schwärmer war.
Syrien. Ich erinnere mich an amerikanische Limousinen, Damaskus, Aleppo, Basare.
Passfotos machen, Visa beschaffen für Irak und Persien. Ein fließend Deutsch sprechender
Polizeikommissar, der seine Ausbildung in Dortmund absolviert hatte, zeigte mir sein
Damaskus.
Irak. Ich erinnere mich an Wüste pur. Der Lastwagen, der mich nebst Rad nach Bagdad
beförderte, spurte nicht. Er fuhr einfach quer durch die Wüste. Annähernd 20 Sunden
durchs Nichts auf einer festen Wüstensanddecke mit gebrochenen Linien. Den einzigen
Schatten spendete unser Lastwagen. Als ich den ersten Tee in einer Stube hinter der Ti-
grisbrücke trank, fühlte ich eine seltsame Stimmung. Alles war so anders als Ägypten. Fast
märchenhaft. Solche Bilder hatte ich als Kind in den Märchen von Wilhelm Hauff gesehen.
Seltsames Schuhwerk, Turbane, Wasserpfeifen, Kaffeegeschirr. In den Teestuben servier-
ten Kinder, farbig angezogen und mit wunderschönen Turbanen, wie der »kleine Muck«.
Iran. Ich erinnere mich an Betten. Die Iraner hatten richtige Bettgestelle mit weißen
Laken und Zudecken. Die Iraner bauten überall Straßen und Brücken. Die Iraner zeigten
mir regelrechte gekachelte Badetempel, feine Märkte und Moscheen. Mir blieb vor Staunen
das Herz stehen. Nur die Distanzen zwischen den Ortschaften waren groß. Manchmal zu
weit auseinander, sodass ich in verlassenen Hütten am Wege übernachtete. Ich passierte die
Städte Kermanschah, Hamadan, Teheran, Ghom, Isfahan, Kerman, Bam, Zahedan. Es war
November, und es wurde kühl. Gut zum Fahren, weniger schön des Nachts.
In Karachi/Pakistan logierte ich im Gästehaus des YMCA, einem flachen Steinbau mit
Innenhof direkt am Ufer einer Bucht. Dort traf ich die ersten Tramper. Einen Schweizer,
einen Deutschen, einen Holländer. Alles Rucksackreisende, sehr selbstbewusst.
Ganz Pakistan wirkte selbstsicher und geordnet. Die Leute stolz und ausgeglichen, klar
aufgeteilte Städte, enge, aber prima Straßen zum Fahren (weil es wenig Straßenverkehr
gab) und schöne Häuser. Höhepunkte waren Quetta, Lahore und einige Dörfer - mit
all ihren Vor- und Nachteilen. Ich war nie allein. Im Handumdrehen umgab mich eine
Menschentraube. Von Pakistan kam man nur per Eisenbahn nach Indien. Die ratternde Ver-
bindung durch die Wüste Thar war Gott sei Dank kurz.
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