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Strecke gemacht hatte, erledigte sich dann hoch oben auf einem alten Lastwagen an einem
Tag.
Tripolis: Der Besuch bei der Immigration war ein Kinderspiel. Keine Fragen, keine Ant-
worten, ich war nun mal da im Königreich Libyen. Ich zahlte ein libysches Pfund fürs
Visum und bekam den ersehnten Stempel in meinen grünen Reisepass.
Wieder mal davongekommen!
Von der weglosen Wüste hatte ich genug. Täglich kurvte ich nun ostwärts auf der
Küstenstraße entlang - auf der linken Seite das Meer, gegenüber die Wüste mit Sand, Stein,
Felsen und Grasbüschel. Es gab kaum Verkehr. Mal ein Jeep einer Ölfördergesellschaft,
mal ein Lastwagen, mit Gütern turmhoch beladen. An die Städte Syrte, Bengazi, Cyrene,
Tobruk kann ich mich kaum erinnern. Orte, die ich passierte, ohne dass etwas passierte -
außer dass es mir zu langsam voranging.
Mein Ägypten wartete. Neben Italien und Indien war dies in meiner Dorfschulzeit das
wichtigste Land für mich gewesen. Mein Schulweg führte über Feldwege an Kornfeldern
und Wildblumen entlang, und dort repetierte und träumte ich mich tiefer in die Themen des
Unterrichts. Nil, Pyramiden, Ramses, Alexandrien, Suezkanal …
Die Provinz Cyrenaika im Osten Libyens war heiß und bergig, sodass es dauerte mit
dem Vorankommen. Sehr gut war, dass ich mir in der antiken Stadt Cyrene wieder mal die
Mühe gemacht hatte, Tretlager und Schaltung zu reinigen und zu schmieren. Trotzdem lief
es nicht wie geschmiert. Die Zeiten, in denen ich die Berge Italiens wie ein sportlicher Ren-
nfahrer hochstürmte, waren endgültig vorbei. Ich arbeitete mit dem ganzen Körper, stieg
schon mal ab und schob mein Gefährt. Die Straße war es nicht, die das Fahren mühsam
machte. Die antike Küstenstraße von Tunis bis Kairo war asphaltiert. Mir fehlte die Kraft.
In Kairo gönnte ich mir eine Pension mit Frühstück. Ich langte in einem Maße zu, dass
es für den ganzen Tag reichte. Ausgehungert und gierig auf Weißbrot und Butter, auf ein
Omelette und Kakao, konnte ich mich nicht zurückhalten. Die Hungertage im Staub der
Wüste waren noch immer spürbar.
Wieder gut bei Kräften, landete ich eine Tagesfahrt später im ägyptischen Städtchen Port
Tawfik. Das ist die südliche Einfahrt in den Suezkanal. Dort, wo die Dampfer in Kon-
vois zusammengestellt wurden, um durch den Kanal gelotst zu werden. Hinter mir lag
praktisch - von Tunis bis zum Kanal - nur Wüste, Staubwüste, Sandwüste, Steinwüste.
Manchmal eine Stadt, vor allem aber Siedlungen oder die schlichten Zelte von Nomaden.
Und jetzt, an der Grenze zu Asien, tauchte plötzlich diese grüne Stadt auf. Mit gierigen
Augen durchkurvte ich die grüne Fremde, um sie zu begreifen. Auf der westlichen Seite
lag der Hafen, in der Bucht daneben sah ich kleine Holzboote mit Lateinersegeln. Entge-
gengesetzt, Richtung Suezkanal, zeigte sich eine mit Palmen und Zypressen beschattete
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