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Was mir während dieser Tage hilft, ist die Aussicht auf baldige Veränderung: Und wie ein
Nomade, der in ausgedörrter Weite für seine Tiere nach Weide- und Wasserstellen sucht,
halte ich nach einem neuen Terrain zum Wüstenwandern Ausschau. Ich blättere in At-
lanten, vertiefe mich in einzelnen Kartenblättern und stöbere in Antiquariaten nach his-
torischen Reiseberichten, denn manchmal reizt es mich, einer alten Entdeckerroute zu fol-
gen. Zugleich empfinde ich eine seltsame Nonchalance gegenüber dem Rest der Welt. Und
während aus dem CD-Player »Ich mach' mein Ding« erklingt, einer meiner Lieblingssongs
von Udo Lindenberg, weiß ich genau, was ich brauche: einen neuen Horizont, eine neue
Reise.
Meine Frau Rita hat dafür fast immer Verständnis, unterstützt und ermuntert mich sogar:
»Wenn du weg willst, geh ruhig los!«, sagt sie und meint das auch so, denn seit nunmehr
30 Jahren leben wir zusammen. 30 Jahre, in denen sie meine Lust am Unterwegssein akzep-
tiert, dass Pendeln zwischen zwei Welten. Flapsig und schmunzelnd meint sie zuweilen:
»Abstand schafft Nähe!« Vielleicht ist es genau das, was unsere Beziehung so besonders
macht, neben Liebe und Respekt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir beide
Menschen sind, die dem anderen seine Träume lassen, ohne sie in Frage zu stellen.
Ist die Idee einer neuen Wüstenreise erst einmal geboren, nehmen die Dinge unaufhaltsam
ihren Lauf. Eine Menge Arbeit ist zu erledigen, um eine Idee in die Realität umzusetzen.
Es beginnt ein monatelanger Prozess mühevoller Kleinarbeit, der mir aber immer einen Rie-
senspaß macht. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Reisevorbereitungen, die nicht
so perfekt abliefen, sondern eher einer Herkulesarbeit glichen. Da gab es Hindernisse, die
kaum zu überwinden waren: unüberschaubare politische Unruhen, Korruption, Stammes-
fehden, widrigste Wetterbedingungen, Regierungsstellen, die mir für einige Wüstengebiete
keine Genehmigung erteilen wollten, oder tödliche Krankheiten, die eine Reise in bestim-
mten Regionen unmöglich machten. Die Folge war, dass ich einige Traumziele über Jahre
vor mir herschob.
Gleichwohl sind die Planungs- und Vorbereitungsphasen immer eine aufregende Zeit,
durchdrungen von dem beglückenden Gefühl, sich in einer Idee »zu verlieren«. Es ist eine
Zeit herrlichster Aktivitäten, in der es mir nicht schwerfällt, alles um mich herum aus-
zublenden, um mich auf das bevorstehende Abenteuer zu fokussieren. Mögliche Zweifel und
aufflackernde Ängste verflüchtigen sich zumeist durch intensive Recherchen. Denn: Wis-
sen ist Überleben; und unter diesem Leitgedanken organisiere ich mein Unterwegssein mit
größter Sorgfalt.
Alles, was ich an Hintergrundinformationen über die von mir ausgewählte Region in
Erfahrung bringen kann, trage ich zusammen. Ich stöbere in Bibliotheken und Archiven,
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