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geworfen-Sein nicht mehr ertragen konnte. Eine Gratwanderung durchs eigene Seelen-
labyrinth, die mich ganz schön verändert hat, mich vor allem bescheidener und demütiger
gemacht hat.
Erdmann Du sprichst beim Wüstenwandern hin und wieder davon, dass deine Seele beim
Gehen Schritt hält. Wie kam es zu dieser Erkenntnis?
Moser Vor vielen Jahren war ich in der Kaisut Wüste im Norden Kenias unterwegs. In
diesem Wüstenland lebt auch das afrikanische Naturvolk der Turkana, bei dem ich mehr-
ere Monate lang lebte. Dort erfuhr ich, dass die Männer, wenn sie längere Strecken zu Fuß
hinter sich gebracht haben, kurz vor ihrem Ziel noch einmal haltmachen und einen Mo-
ment warten, damit ihre Seele sie einholt. Denn - nur zu Fuß hält die Seele Schritt. Manch-
mal frage ich mich, ob unsere Welt vielleicht etwas besser funktionieren würde, wenn die
Menschen mehr zu Fuß gehen würden; sich entschleunigen und runterkommen von diesem
sinnlosen Hektiktrip.
Erdmann Auf meinem Kurs durch die Südsee habe ich entschleunigtes Leben vorgefun-
den. In Tahiti beispielsweise. Diese Lockerheit der Polynesier hat mich fasziniert. Auch die
Schönheit von Mensch und Natur hat es mir angetan. Du sitzt an einem Bach, kühlst deine
Füße, schon kommt ein Polynesier und bringt dir eine Kokosnuss zum Trinken, oder ein
Mädchen reicht dir eine Frucht. Man ist um das Wohlsein der Gäste besorgt.
Moser Stichwort Südsee. Das bringt mich zu der Frage, wie sieht das gemeinsame Segeln
mit deiner Frau Astrid aus? Ihr habt ja wohl Tausende von Tagen zusammen gesegelt.
Erdmann Richtig, um die 3000 Tage - die Nächte nicht zu vergessen. Wenn ich Kaps oder
Riffe zu sehr schneide oder die Segel zu lange stehen lasse, kracht es schon mal. Wenn
wir wochenlang auf See sind, gibt es dagegen kaum Differenzen. Astrid kämpft mit der
Seekrankheit, ich mit den Segeln. Das ist die Rollenverteilung. Wer krank ist, diskutiert
nicht. Ansichten und Lösungen des anderen werden respektiert. Hilfreich für das Mitein-
ander auf so engem Raum ist, dass jeder seinen Freiraum hat. Auf See bin ich aktiver, im
Hafen ist es Astrid. Wir haben eine gute Aufgabenteilung entwickelt.
Moser Hat Astrid wegen ihrer ständigen Übelkeit beim Segeln nicht mal die Flucht ergrif-
fen?
Erdmann Nein. Astrid kommt vom Sport, ist keine Heulsuse, keine Plüschmaus. Zudem
muss ich ihr ein großes Kompliment machen. Sie hat für den Start von Kyms Leben, als er
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