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werden. Und auch die Früchte des Wüstenkürbis, die wegen ihres Giftstoffes als Nahrungs-
mittel ungeeignet sind, werden im medizinischen Bereich vielfältig genutzt.
Ebenso ungewöhnlich ist die Tierwelt der Wahiba Sands: Da gibt es blutsaugende
Mücken, piesackende Bremsen, nervige Fliegen, Tausendfüßler und Käfer. Zudem leben
hier Wüstenwarane, Geckos, Sandskinks, Mungos, Wildkatzen, Füchse, Wölfe und ver-
schiedenste Reptilien. Allesamt perfekte Überlebenskünstler, die sich dem trockenen
Klima und dem sonnendurchglühten Erdboden auf ganz unterschiedliche Art und Weise
angepasst haben. Hinzu kommen zwei wesentliche Faktoren, die ein Leben in einer solch
extremen Dürrezone überhaupt erst möglich machen: Zum einen ist es die Luftfeuchtigkeit,
die vom Arabischen Meer über die Wahiba Sands treibt und sich auf den Dünenketten
niederschlägt. Zum anderen ist es der Wind, vor allem der stetige Abendwind, der aus den
fruchtbaren Randgebieten der Wüste viel Nahrung in die Einöde trägt, zumeist Samen und
Pflanzenteilchen.
Gleichwohl habe ich auf meiner Wanderung durch die Wahiba Sands nur wenig von der
Tiervielfalt zu Gesicht bekommen. Hin und wieder kreuzten ein paar Echsen und Wüsten-
springmäuse meinen Weg. Zweimal sah ich eine Gazelle, sehr scheue Tiere, die eigentlich
eher in den sandfreien Gebieten der Wüste leben; sie flüchteten rasch, als sie mich be-
merkten. Dafür gab es Tausende von Käfern in unterschiedlichster Form und Größe, die
eilig über die Dünenflächen krabbelten, oft im losen Sand strauchelten, darin schwam-
men oder tauchten. Auch stieß ich täglich auf Spuren von Schlangen, die hier zuhauf
lebten: Arabische Sandboas, Eidechsennattern, Sandrennnattern und Sandrasselottern, die
sich seitenwindend fortbewegen und sich blitzschnell in den Sand eingraben können. Müh-
elos gleiten manche dieser Schlangen in tiefere Sandschichten, wenn ihnen die Sandober-
fläche zu heiß wird, sodass sie die heißesten Stunden des Tages in ihrem unterirdischen
Versteck verschlafen. Besonders vorsehen musste ich mich vor der etwa 80 Zentimeter lan-
gen Hornviper. Eine Giftschlange, die man an den spitzen Schuppendornen oberhalb der
Augen erkennen kann und die ich zuweilen am Abend in der einen oder anderen Sandkuhle
entdeckte, wenn ich mir mein Lager herrichtete. Mit einem langen Stock verscheuchte ich
dann die Vipern. Doch wenn ich mich auf meiner Decke im Sand ausstreckte, war ich
manchmal unsicher und schaute um mich herum, ob ich mein Nachtlager nicht doch mit
einer Hornviper oder anderem giftigen Getier teilte.
Da war die Nacht: Eingehüllt in glitzernde Dunkelheit, lag ich im Freien auf einer Decke im
weichen Sand, wenn der Wind endlich zur Ruhe gekommen war. Um mich herum herrschte
völlige Stille. Ich hörte mein eigenes Blut rauschen, während die Augen in das Sternenmeer
eintauchten. Über mir, auf einem schier grenzenlosen Tuch aus dunkelstem Blau, strahl-
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