Travel Reference
In-Depth Information
1949 war es der Engländer Sir Wilfred Thesiger (1910-2003), der als erster Europäer die
Wahiba Sands durchwanderte - der Name bezieht sich auf die Wahiba-Beduinen, die in
diesem Gebiet schon seit langem leben. Zu jener Zeit war der Oman von der Außenwelt
völlig abgeschnitten. Und da dem strenggläubigen Sultan Said ibn Taimur alles Fremde ver-
hasst war, kleidete sich der Brite Thesiger wie ein Einheimischer. Ihn begleiteten drei Bedu-
inen, die er kennengelernt hatte, als er zwischen 1945 und 1949 zweimal durch die Wüste
Rub al-Khali (das »Leere Viertel«) reiste. Sie ist das größte zusammenhängende Sand-
meer der Welt: in Ost-West-Richtung 1300 Kilometer, in Nord-Süd-Richtung 500 Kilomet-
er. Doch Thesiger wanderte nicht einfach nur durch die Wüste. Fünf Jahre war er unterwegs,
lebte bei Beduinenstämmen und wurde ein Nomade, ein Freund der Wüste. Von ihm stam-
men auch folgende Worte, die ich in seinem Buch Die Brunnen der Wüste immer wieder
gerne lese: Niemand kann dieses Leben leben und unverändert daraus hervorgehen. Er wird
für immer, mehr oder weniger deutlich, das Zeichen der Wüste, das Zeichen des Nomaden
tragen; und er wird immer das Heimweh nach diesem Leben spüren, leise oder brennend, je
nach seiner Veranlagung. Denn dieses grausame Land kann einen Zauber ausüben, dem ein
gemäßigtes Klima nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat.
Seit ich in jungen Jahren Thesigers Buch gelesen habe, das 1959 unter dem Titel Arabian
Sands in England erschienen ist, träumte ich davon, es ihm gleichzutun. Ich wollte durch
Wüsten wandern, wie ein Nomade leben und eines Tages auch die einzigartigen Wahiba
Sands durchqueren.
Im Vergleich zu Arabiens Wüste Rub al-Khali und Afrikas großer Sahara ist die Wahiba
Sands eine eher kleine Einöde. Gleichwohl gilt sie bei manchen Wissenschaftlern als
»Modellwüste«, denn die naturräumlichen Gegebenheiten sowie die geologischen und
klimatischen Bedingungen sind ganz ähnlich wie in den großen Einöden der Erde. Zudem
bergen die Wahiba Sands das weltweit größte Gebiet mit meterdicken versteinerten Sand-
dünen, die Aeolianite genannt werden. Manche dieser bizarren Formen aus gelbem Sand
befinden sich unter den Dünen, andere liegen völlig frei an der Oberfläche. Im Osten der
Wüste fallen manche steil zum Meer hin ab.
Kein Zweifel, diese Wüste war genau das richtige Heilmittel gegen Fernweh. Also brem-
ste ich den Alltag aus, packte in bester Stimmung meine Siebensachen und wechselte die
Welt in weniger als einem Tag. Einmal mehr hieß mein Motto: »Auf und davon«.
Acht Stunden dauerte der Flug von Hamburg über Frankfurt und Riad nach Maskat, der
Hauptstadt des Oman. Als ich das Flugzeug verließ, umhüllte mich brütende Hitze. Heiße
Search WWH ::




Custom Search