Travel Reference
In-Depth Information
leben. Luft zu holen in Stille und Einfachheit. Und es ist ganz wichtig, unterwegs unerr-
eichbar zu sein, um zu sich selbst zu kommen. Man ist der Natur nah, muss den Kopf an-
strengen und ist sportlich unterwegs. Muss die Balance halten von Körper und Boot, die
Segel optimieren und die Manöver fahren, die erforderlich sind. Das ist nicht vergleichbar
mit Laufen, Nordic Walking oder an Maschinen trainieren im Fitnessklub. Schön ist: Das
Vorhaben Segeljolle ist im Handumdrehen umsetzbar. Man muss es nur wollen und sich
trauen. Auch als Anfänger, dem es an Wissen und Können fehlt. Ein langes Wochenende
Segelschule ist nützlich. Gute Boote gibt es hierzulande jeden Tag zu akzeptablen Preisen.
Ein Blick in Fachzeitschriften bietet einen Überblick.
»Wanderjollen sind von vorvorgestern.« Lassen Sie sich von solchen Sprüchen nicht ver-
unsichern. Ich jedenfalls fühlte mich, als ich damit unterwegs war, auf der Höhe der Zeit.
Mechanisch gesegelte Boote sind ein Gegenpol in einer Welt, die sich immer schneller dre-
ht und die zunehmend technisch-digital funktioniert. Doch wie so oft im Leben ist das Ein-
fache das Echte. Aber einfach sein ist nicht immer leicht, schon gar nicht segeltechnisch
betrachtet. Deswegen hat ein kleines Segelboot für eine Auszeit nur Vorteile. Man kann
Ausrüstung, Kleidung und Proviant in wenigen Tagen an Bord tragen und ist klar für eine
monatelange Aktivreise. Vermisse ich etwas, kann ich es in der Regel unterwegs besorgen.
Mecklenburg ist ja nicht Patagonien. Und wenn ich die Dänische Südsee besegle, bin ich
im Seglerparadies.
Neben einem guten Gefühl ist der Umgang mit dem Wetter wichtig. Man darf es nicht
als Feind betrachten und fürchten, sondern sollte es als eine Herausforderung und einen
Anreiz sehen, der die Funktionen unseres Körpers trainiert und uns damit auch stärker und
vor allem lebendiger machen kann. Allerdings müssen wir uns dann dem Wetter ausset-
zen, anstatt uns davor zu verstecken. Denn mit ein Grund für zunehmende gesundheitliche
Beschwerden ist sicherlich unsere Entfremdung von der Natur. Befinden wir uns doch an
Land die meiste Zeit in geschlossenen Räumen.
Es ist auch möglich, mit einem kleinen Kajütboot über die Ostsee zu segeln. Stückweise
auch mit einer Jolle. Das bedeutet jedoch, mal einen Kurs aufzugeben, wenn sich der
Wind zum Starkwind entwickelt oder gar unangenehm von vorne kommt. Auf verschieden-
en Etappen ist mir das schon passiert. Ich bin zurückgesegelt, obwohl die Hälfte meiner
Strecke im Kielwasser lag. Wann aber ist es angebracht, die Segel zu streichen? Eine solche
Entscheidung fällt nicht leicht, wenn die Meilen zuvor nass und anstrengend waren. Aber
im Nachhinein weiß ich, dass sie richtig war. Liege ich dann vor Anker oder im Hafen,
denke ich: Oh, wie schön, wie großartig. Koche mir einen Kaffee und stelle fest: Nix de-
fekt, nix verloren. Es geht mir gut im Windschutz des Sülls mit dem Becher in der Hand.
Das sind die Dinge, um die es geht. Reis mit Cheddar und gebackenen Bananen, Tomaten
Search WWH ::




Custom Search