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meines Reichs. Ist man ausgerüstet für viele Tage bedeutet das Unabhängigkeit und erfüllte
Sehnsucht.
Und so verwandelt sich die Desasterstimmung, die jeder zunächst beklagt, genau zu
dem, was ich als mehr Leben bezeichnen würde. Was alle glücklich machen würde, wäre
der Raum. Denn was man mit einem Boot erwirbt, ist Raum, Leere, weites offenes Wasser.
Und ein Ausmaß an Zeit, ohne in Zeitpflicht zu sein. Das ist viel wert. Und das findet man
am ehesten mit einem Segelboot.
Einfach abhauen. Grenzenlose Freiheit winkt. Man muss sich nicht dem Diktat eines
Fahrplans unterwerfen. Es ist schön, ein Boot ganz für sich allein zu haben. Niemand sagt
dir, was du zu tun hast. Du segelst einfach, wann und wohin du willst. Weit weg und doch
ganz nah. Die Wahrheit ist, dass man in dem Hafen oder der Bucht, auf die man zusegelt,
glücklich sein wird. Das ist dann die beste Stimmung für einen wirklichen Aufbruch. Man
ist willens und offen für alles.
Ist man aber in besagter »ausgebrannter« Verfassung, geht es meist nicht mal eben ein-
fach auf und davon. Zumindest nicht mit einem Segelboot. Ein Boot, das dich trägt und
sicher über See segeln kann, ist aufwendig, und es gehört einiges an Wissen dazu, es zu
handhaben. Um das umzusetzen, braucht man Zeit und finanzielle Mittel. Das eine geht
ohne das andere nicht.
Oft scheitert der Traum vom Ausbruch aus dem Alltag an zu hochgesteckten Zielen. Ost-
see mit einer tollen Yacht ist nicht genug, nein, mein Schiff kann mehr. Und so wandert der
Finger weiter über die Seekarte: Ein Jahr Karibik und zurück wäre perfekt. Oder gleich um
die Welt.
Doch das lässt sich nicht von heute auf morgen verwirklichen. Also wird das Ziel hin-
ausgeschoben: In drei Jahren, in fünf Jahren will ich oder wollen wir über den Ozean
und meinen/unseren Traum vom Segeln erfüllen. Indes: Zu oft kommt etwas dazwischen.
Gesundheitliche Probleme tauchen auf, die Mittel reichen nicht, die Frau will nicht. Und
schlimmstenfalls: Ich habe zu viel Respekt vor der Aufgabe.
Ganz übel sind diejenigen dran, die alles Material zusammenhaben und den Absprung
dennoch nicht schaffen. Es fehlt ihnen an Kraft. Kraft, die in eine lange Vorbereitung für
eine perfekte Reise investiert wurde. Das war es dann wohl. Alles, was für die Entstigmat-
isierung getan wurde, ist verpufft.
Dabei gibt es Alternativen, um zu einer ungewöhnlichen Segler-Auszeit zu kommen:
Kleinkreuzer mit Schlupfkajüte, offene Segeljollen oder geschlossene Jollen. Unsere
Küsten, Inseln und Seen, beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
oder die Dänische Südsee bieten einige gute Möglichkeiten, um »wild« zu segeln und zu
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