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Eigentlich ist das Leben meiner Söhne in ganz normalen Bahnen verlaufen, bis auf die Tat-
sache, dass ihr Vater jedes Jahr für ein paar Monate unterwegs war, zumeist in den Wüsten
der Welt. Doch wieder zu Hause, habe ich umso mehr Zeit mit meinen Jungs verbracht: Tis-
chtennis, Fußball, Kino, Lagerfeuer, Schularbeiten - und viele, viele Gespräche.
Niemals habe ich meine Söhne dazu animiert, mit mir in die Wüste zu reisen. Vielmehr
hatte ich das Glück, dass Aaron und Dirk von sich aus irgendwann den Wunsch äußerten,
jenen Teil der Welt kennenzulernen, in dem ihr Vater immer wieder mit Begeisterung unter-
wegs war.
So kam es, dass ich mit meinem älteren Sohn Dirk in Islands Lavawüste Sprengisandur
sowie in der algerischen Sahara unterwegs war, wo uns heftige Sandstürme heimsuchten,
die keinerlei Orientierung zuließen und die uns immer wieder ins Biwak zwangen. Zudem
wanderten wir im Norden Alaskas durch die Wüste Kobuk, das nördlichste Sandmeer der
Erde, das der Wind vor mehr als 30 000 Jahren aus hellem Flusssand zusammengetragen hat.
Dort überraschte uns ein urzeitliches Gewitter, wie wir es noch nirgends erlebt hatten. Don-
nerschläge rollten über die Weite, als ein greller Blitz mit Krachen in einen Baum einschlug,
der sofort in lodernden Flammen stand.
Und auch mit meinem jüngeren Sohn Aaron war es nicht weniger bewegend und
spannend: In der Nordsahara zogen wir mit Kamelen durch das Wüstengebiet von Erg
Chebbi, das größte Sandmeer Marokkos, mit bis zu 100 Meter hohen Dünen, wo eines un-
serer Dromedare im tiefen Sand einer Dünenflanke strauchelte und - mit Aaron im Sattel -
auf die Seite stürzte; zum Glück blieb mein Sohn unverletzt. In der Wüste Sinai war Aaron
hingegen völlig aus dem Häuschen, wenn wir durch enge Schluchten ritten, wo er beim Aus-
breiten seiner Arme die Felswände berühren konnte. Es begeisterte ihn auch, wenn er zwis-
chen Gesteinsblöcken einen Fennek (Wüstenfuchs) entdeckte, der uns mit seinem hellen Fell
und hoch aufgestellten Ohren neugierig fixierte. Ebenso intensiv waren jene Momente in
Ägyptens Libyscher Wüste, westlich vom Nil, wenn wir beim Aufbau des Lagers gelegent-
lich eine Sandviper oder einen Skorpion auf dem sandigen Erdboden entdeckten und uns
gegenseitig warnten.
Bedauerlich ist nur, dass ich mit meinen Söhnen bislang nie zusammen in der Wüste un-
terwegs war. Das liegt daran, dass Dirk vierzehn Jahre älter ist als Aaron, sodass eine ge-
meinsame Reise nie möglich war. Hatte der eine Zeit, war der andere mit Schule, Studium
oder Ausbildung beschäftigt.
Mittlerweile sind meine Söhne erwachsen: Dirk ist 34 und Aaron 20. Viele Jahre ist es
nun schon her, seit die beiden erstmals Lust verspürten, die Wüste kennenzulernen. Damals
haben meine Frau und ich nicht gleich ihrem Wunsch zugestimmt, sondern gemeinsam
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