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Doch Spaghetti mochte er nicht besonders, und so leicht ließ er sich auch nicht aus-
booten. Er beharrte auf Fisch, bis sich einer von uns erbarmte und einen fing. Früh lernte er
Fische auszunehmen und zu filetieren. Selbstgefangene Fische waren sein Leben. Fische,
die ich speerte oder die seine Mutter angelte. Dieser Blick, diese Freude in seinen Augen -
wunderbar. Leider konnten wir seinen Wunsch nicht immer erfüllen, denn Fische in Lagun-
en können giftig sein. Ihm das verständlich zu machen, war manchmal ein Problem. Was
die Sache kompliziert macht, ist, dass der gleiche Fisch in einem Teil des Inselarchipels
genießbar ist, im anderen aber tödlich sein kann. Die Lösung für uns war, die Einheimis-
chen zu fragen. Oder den Fang im Zweifelsfall wieder schwimmen lassen.
Wenig erfreulich allerdings war es für Kym, dass er vor fast jeder Weiterfahrt aus einem
gerade gefundenen Spielidyll gerissen wurde. So gab es Tränen beim Abschied von dem
schwarzhaarigen Harry auf Fidschi, von Padarnico auf Gilbert, von dem lustigen Tadia auf
Bikini. Astrid wiegelte ab: »Das macht Kindern in seinem Alter nichts aus. Das müssen an-
dere Kinder auch lernen. Viel schlimmer ist es, dass der Junge überall dermaßen verwöhnt
wird. Hier ein Kraulen im Blondhaar, dort ein Stück gekochte Kasava, dann wieder eine
Sonderfahrt im Kanu
Glücklicherweise haben kleine Kinder ein sehr kurzes Gedächtnis, denn sie leben in der
Gegenwart. Nach ein paar Tagen auf See waren die Freundschaften für Kym vergessen.
Toll.
Vor der Abreise hatten uns Freunde vorgehalten: »Ihr treibt euer Kind in die soziale Isol-
ation, wenn ihr immer auf dem Meer seid.« Immer? Das war ja nicht der Fall. Von Anfang
an hatten wir geplant, lieber eine größere Strecke zu segeln, um zu den Inseln zu kom-
men, auf denen wir dann längere Zeit bleiben konnten. Dort würde Kym dann Gelegenheit
haben, Freundschaften zu knüpfen. Wegen vorherrschender Winde mussten wir allerdings
auch einen losen Zeitplan einhalten. Darum machte es Sinn, an Land so schnell wie mög-
lich Kontakt zu den einheimischen Kindern zu suchen. Aber das war kein Problem.
Ganz zu Anfang stand er etwas ratlos vor den Kindern - womöglich waren es ihm, aus
der »Soloatmosphäre« an Bord gerissen, spontan zu viele. Doch einige Inseln später war er
so selbständig, dass er sich einen Jungen aussuchte, den an die Hand nahm und ihn sich als
Freund zum Spielen wünschte. Auch war er im Laufe der Reise sehr großzügig mit seinem
Spielzeug, er verschenkte Matchboxautos, Legosteine, Buntstifte, Papier …
Verblüffend war, wie leicht er neue Sprachen lernte. Ohne ein Wort Pidgin landeten wir
in Papua-Neuguinea. Wenige Tage später konnte Kym sich schon mit anderen Kindern
verständigen. Für ihn schien es keine Sprachbarriere zu geben. Ohne Probleme kamen im
kleinsten Dorf Kontakte mit fremden Kindern zustande - beim Zuckerrohrlutschen oder
Ballspielen. Auch wir beide erlebten vieles intensiver, denn wir lernten alles nicht nur aus
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