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Der Sturm des Lebens
Wilfried Erdmann
Was ich wünschte, war Bewegung und nicht ein ruhiges
Dahinfließen des Lebens. Es verlangte mich nach Aufregun-
gen und Gefahren, nach Selbstaufopferung um eines Gefühls
willen. In mir war ein Überschuss von Kraft, der in unserem
stillen Leben keinen Raum zur Bestätigung fand.
Lev N. Tolstoj, Familienglück
Wie hast du das bloß gemacht? Diese Frage wurde mir schon oft gestellt. Meist bin ich ihr
ausgewichen. Es ist eigentlich nicht mein Naturell, darüber öffentlich zu reflektieren. Es ist
mir nicht angenehm, eigene Leistungen zu kommentieren, gar in den Vordergrund zu stellen.
Gleichwohl: Alle Segelinteressierten, die mir unterwegs gedanklich zur Seite standen,
werden wissen wollen, wie hat er das gemacht? Allein gegen den Wind, gegen den Strom,
gegen die antarktischen Stürme, gegen das Kap Hoorn und gegen den Berg an Zeit. Wie
hat er das nur in den Griff bekommen? Wenn ich mich diesen Fragen im Folgenden
widme, haben die Antworten vor allem eines gemeinsam: Sie waren nass. Seewasser, Sch-
witzwasser, Schweiß, Tränen.
Um zu bestehen, muss man freudenfähig und zugleich leidensfähig sein. Der Gedanke
»Du bist auf einem ganz besonderen Kurs« hat mir in kritischen Situationen ungemein ge-
holfen. Klingt pathetisch, war aber so. Mit »Allein gegen den Wind« wollte ich mein ganzes
Selbst ausdrücken und das Unangemessene wagen. Klar, man muss schon etwas unvernün-
ftig sein, um sich mit einem zehneinhalb Meter langen Boot monatelang im Südpolarmeer
gegen Wind und Wellen zu stellen.
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