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Gräsern und Palmenblättern abgedeckt sind. Aus der Ferne wirken diese Hütten, die nur
durch ein Kriechloch zu betreten sind, wie umgedrehte Vogelnester.
Die Hauptnahrungsmittel der Turkana sind Milch, Blut und Fleisch. Doch die Dürre hat
dieses Volk in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder dazu gezwungen, die Wüste zu
verlassen, um sich an den Ufern des 300 Kilometer langen und im Durchschnitt 50 Kilo-
meter breiten Turkanasees anzusiedeln, wo Fische, Krokodile und Schlangen zur altern-
ativen Nahrungs- und Einnahmequelle wurden. So kam es, dass sie mit umherziehenden
Händlern tauschten: Tierhäute und Trockenfisch gegen Zucker, Tee und Getreide, während
sie die wenigen Regenzeiten dazu nutzten, um Kürbisse und Hirse anzubauen. Als eines
der wichtigsten Gerichte der Turkana gilt Ugali : Maismehl wird in aufgekochtem Wasser
zu einer dicken Pampe angerührt. Keine besonders schmackhafte Speise, aber reich an
Kohlenhydraten. Ebenso deftig sind die Teigfladen aus Wasser, Weizenmehl und etwas
Salz, die über dem Feuer gebacken werden. Mit ein paar Gewürzen oder etwas Zucker
schmecken sie sogar ganz lecker.
Etwas ganz Besonderes erlebte ich bei den Turkana, als in ihrem Kral ein Breitschwan-
zschaf geschlachtet wurde. Mit einem Schnitt durch die Kehle musste das Tier ausbluten,
ehe man das Schaf zerlegte und die älteren Männer anhand der Eingeweide die unterschied-
lichsten Prophezeiungen anstellten. Erst dann wurden die Fleischstücke gekocht oder ger-
östet, wobei Fettstreifen und Teile des Dickdarms als absolute Delikatesse galten, allerd-
ings nicht für mich.
Das Bush Food (Buschessen) der australischen Aborigines hat dagegen Einzug in Res-
taurants und Hotels des fünften Kontinents gehalten. Selbst Supermarktketten bieten unter
dem Begriff bush tucker Nahrungsmittel der Ureinwohner an und verkaufen traditionelle
Gewürze und Öle, seit man sich in Australien für das Wissen der ältesten noch lebenden
Menschenrasse interessiert. Ein uraltes Wissen, zu dem auch die australische Pflanzenwelt
des Outbacks sowie die Zubereitungsarten der traditionellen Küche der Aborigines zählen,
die vor 40 000 bis 50 000 Jahren aus dem südostasiatischen Raum über eine damals noch
bestehende Landbrücke auf den fünften Kontinent kamen.
In den Halbwüsten und Savannen, die die Aboriginies seit eh und je durchstreifen, ist
man nicht unterwegs, um irgendwo anzukommen, sondern kehrt in die Zeitlosigkeit zurück
und wird zum Einsamkeitsenthusiasten, den die Natur neu »erdet«. Unter einem gnadenlos
blauen Himmel, der viel tiefer zu hängen scheint als der in Europa, wandert man durch ein
Wüstenreich, das mit einem Überfluss an Weite gesegnet ist. Wie im Breitwandkino er-
scheint einem die Landschaft, in der struppiges Spinifexgras immer wieder die rotbraune
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