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gend notwendig - denn in dem trockenen Klima verbreiten sich Krankheitserreger zum
Glück nicht so rasch wie in feuchten Tropengebieten.
Auch in anderen Wüsten der Erde sind die lebensbestimmenden Essgewohnheiten der
Nomaden von klimatischen Bedingungen, überlieferten Traditionen und landschaftlichen
Gegebenheiten geprägt. Viele Menschen, die ich in den großen und kleinen Einöden traf,
haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nie werde ich ihre Hilfe, ihre Unterstützung
und ihre großzügige Gastfreundschaft vergessen.
Gleichwohl ist es mir in der Rückschau unmöglich, alle Völker und Stämme zu ben-
ennen, denen ich in den Wüsten begegnete. Ebenso wenig kann ich an dieser Stelle all die
spezifischen Essgewohnheiten aufzählen, denn nicht alles war mir gleich wichtig. Es ist
nun mal so, dass mir an manchen Erlebnissen und Erfahrungen mehr liegt als an anderen,
und manche Menschen, mit denen ich ein Stück Weg geteilt habe oder die mich in ihren
Hütten beherbergten, sind mir mehr ans Herz gewachsen als andere. Aus diesem Grund
darf ich weder die Aborigines in den wüsten Weiten Australiens unerwähnt lassen noch die
Turkana, die im Norden Kenias, an der Grenze zu Äthiopien, eine der unwirtlichsten Re-
gionen der Welt bewohnen. Ihr Siedlungsraum ist die Kaisut- und die Chalbi-Wüste, die
zu den härtesten von Menschen bewohnten Gebieten der Erde zählen. In diesen entlegenen
und unfruchtbaren Regionen wächst kaum etwas. Ein Land so heiß und unbarmherzig, wie
ich es nur selten erlebt habe, voller Fliegen, Moskitos, Skorpione und Vipern - und den-
noch anziehend und faszinierend.
Viele Monate lebte ich bei diesem afrikanischen Naturvolk, wo die Menschen den Willen
Gottes am Himmel ablesen. Hier gibt es noch Regenmacher und Aberglauben, und die
Männer sind mit Schlagstöcken, Speeren sowie Pfeil und Bogen bewaffnet, neuerdings
auch mit Gewehren oder Kalaschnikows. Die Frauen tragen dicke Kettenwülste, Unterlip-
penpflöcke und Ohrringe aus Knochen oder Elfenbein - und gemäß einem traditionellen
Schönheitsideal werden ihnen die unteren Schneidezähne ausgeschlagen.
Anfangs sahen die Turkana in mir nur eine Art Goldesel, der sie mit nötigem Geld ver-
sorgen würde. Doch als sie begriffen, dass auch meine Mittel begrenzt waren, beschim-
pften und bedrohten sie mich, bis ihr Interesse an meiner Person nachließ. So konnte ich
viele Monate lang bei ihnen bleiben und das Gefüge eines afrikanischen Wüstenstammes
kennenlernen, das vor 30 Jahren fast noch in vorkolonialer Zeit lebte.
Als Nomaden, die seit jeher Schafe, Ziegen und Kamele züchten, besitzen sie nur so
viel, wie sie selbst oder ihre Lastentiere tragen können. Überdies wohnen die Turkana in
transportablen Hütten, die aus langen Zweigen geflochten werden und mit vertrockneten
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