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Dschingis Khan serviert das
Fladenbrot
Achill Moser
Der Geist ist denselben Gesetzen unterworfen wie der Körp-
er: Beide können sich nur durch beständige Nahrung erhal-
ten.
Luc de Clapiers
Von frühester Kindheit an hatte ich das Glück, dass mich zu keiner Zeit das Gefühl des Hun-
gers quälte. Aufgewachsen im Schlaraffenland der Satten, wo es keinen Mangel an Nahrung
gab, erlebte ich ein quälendes Hungergefühl erst mit neunzehn, als ich mit einer kleinen
Karawane im afrikanischen Nordsudan durch die Nubische Wüste zog. Eine Karawane mit
acht Kamelen, geführt von drei großgewachsenen, dunkelhäutigen Nubiern, die ihre weißen
Turbantücher in wilden Windungen um den Kopf geschlungen hatten. Ihre beigefarbenen
Gewänder waren von Sand und Dornen zerschlissen.
Die wegkundigen Männer, die um die 30 waren, folgten im sandigen Terrain unsichtbaren
Spuren, die in eine große Trockenheit führten. Es ging von Wadi Halfa nach Adbara. Eine
Reise über Hunderte von Kilometern, auf der ich die Karawane begleiten durfte, quer durch
die wüste Weite und das Savannenland der Sudanklette. Das sind stachelbesetzte Pollen, die
die Einheimischen Haskanit nennen und deren spitze Stacheln an allem haftenbleiben, was
mit ihnen in Berührung kommt: Schuhsolen, Sandalen, Decken, Jacken und Hosenbeine.
Aus diesem Grund hatte ich mehrere Pinzetten in meinem Gepäck, die ich den drei Nubi-
ern beim Kennenlernen schenkte. Ein nützliches Werkzeug für jeden, der durch Savanne
und Wüste reist. Diese Pinzetten waren es auch, die ein offenes Lachen in die tiefschwarzen
Gesichter der Beschenkten zauberten, sodass mir mein Wunsch erfüllt wurde, die Karawane
zu begleiten.
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