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Man muss nicht kochen können, um sich auf Ozeanfahrt gesund zu ernähren. Meine
Grundprodukte habe ich bereits genannt: Reis, Pasta, Mehl, Haferflocken, Dörrobst. Und
Zwiebeln, wobei sehr viele Menschen, wenn ich davon erzähle, die Nase krausziehen.
Dabei sind Zwiebeln die einzige »grüne« Nahrung, die sich an Bord frisch hält. Zudem
sind Zwiebeln eine Schutznahrung, die mich beim Segeln mit Mineralien, Ballaststoffen
und Vitaminen versorgt.
Meine Rezepte waren zwar einfach, aber nicht einfältig. Ich kochte, soweit möglich,
grundsätzlich für zwei Tage, und die meisten meiner Rezepte eigneten sich dafür. Reis
und Gulasch zum Beispiel. Reis trocken kochen, das heißt auf eine Tasse Reis zwei
Tassen Wasser verkochen, dann ist der Reis locker und fest zugleich. Das Gulasch, von
meiner Frau in Gläsern eingekocht, brauchte ich nur zu öffnen und in den Topf mit den
leicht gedünsteten Zwiebeln zu schütten. Oder es gab Spaghetti mit einer Tomatensoße.
Die kochte ich hauptsächlich mit Olivenöl und Soßen von La Vialla, hervorragenden
Bioprodukten aus der Toskana.
Ich habe auch Industrieprodukte in Dosen und Tüten aus dem Supermarkt gebunkert:
Gemüse, Früchte, Suppen, Würstchen und das allseits bekannte Corned Beef. Ich weiß, das
sind eigentlich keine natürlichen Nahrungsmittel, sondern denaturierte. Aber ein Reisender
übers Meer kann nicht vollständig auf sie verzichten.
Auf meiner Nonstop-Fahrt in den Jahren 2000/2001 kostete mich meine Ernährung im
Monat ungefähr 200 Mark. Sie bestand aus einer - für mich - guten Mischung: roh, kon-
serviert, getrocknet und von meiner Frau eingekocht.
Kochen an Bord muss keine Quälerei sein. Ich habe monatelang bei steter Schräglage
und schweren Stürmen tapfer durchgehalten und am Kochtopf gestanden. Nicht ununter-
brochen, aber eine Mahlzeit zuzubereiten dauerte in der Regel dreimal so lange wie im
Landleben. Nicht nur das Schiff, auch der Kocher bewegte sich und mit ihm alles, was in
Topf und Pfanne war. Ich hatte Tage, wo ich im Spreizschritt vor meinem Petroleumkocher
stand, mich mit einer Hand festhielt und mit der anderen versuchte, Zwiebeln zu schälen
und in Scheiben zu schneiden. Bald standen mir dabei Schweißperlen auf der Stirn. Aber
ich hielt durch, denn einfach eine Dose aufmachen kam gerade in solchen Situationen nicht
in Frage. »Solange ich noch etwas Warmes in den Bauch kriege, bedeutet das Wetter noch
nicht das Ende.« An diesem Leitsatz in der Kochecke habe ich mich orientiert.
Und wie haben Sie das notwendige Wasser ergänzt? Sie konnten wohl nicht alles mit auf
die Reise nehmen? Auch mit solchen Fragen hatte ich mich nach der Fahrt auseinanderzu-
setzen. Klar: Ich konnte nur 300 Liter in zwei Tanks bunkern. Das reichte für ein Drittel
der Nonstop-Fahrt. Ich war also auf Regen angewiesen.
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