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Alles, was in der tropischen Hitze den Durst stillt, ist doppelt lecker. Kaffee trank ich damals
nicht, sondern vor allem Tee, Milch und Wasser. Saft aus Dosen, bestimmt nicht sonderlich
vitaminreich, stürzte ich schnell hinunter, weil er gesund sein sollte. Besonders Tomatensaft,
den ich auf Anraten von Seefahrern gekauft hatte. Oft schmeckte er schauderhaft.
Zur Dosennahrung kam ich erst durch Bücher übers Fahrtensegeln und die Angebote im
Supermarkt. Ich dachte, was andere essen und vertragen haben, kann mir nicht schaden. Hat
es auch nicht, ich kam fit und kräftig auf der anderen Seite des Ozeans an. Allerdings ein bis-
schen dünn, sodass die Serviererin in dem Lokal, wo ich nach der Ankunft in Kingstown ein
Bier trank, mir unaufgefordert einen Teller Reis und als Gemüse Peperoni hinstellte. »You
look hungry«, meinte sie besorgt. Das war ich gar nicht, doch es schmeckte köstlich.
Nach Kalorien zu rechnen und auf Nährwert zu achten, versagte ich mir auch später.
Selbst auf den Fahrten mit Frau und Kind achtete ich nicht auf ausgewogene Ernährung. Wir
aßen, was die Bilge hergab. Gab es auf den Inseln Ananas, verzehrten wir über Tage hinweg
fast nur die süßen Früchte. Zusammen mit Reis wurden sie unsere Hauptnahrung. So lief es
auch mit anderen tropischen Früchten wie Papaya, Mangos und natürlich Bananen. Diese
reifen immer alle auf einmal, und um sie nicht verkommen zu lassen, aßen wir eine gan-
ze Staude in kürzester Zeit. Die Bananen wurden gebraten, in Fruchtsalat, mit Pudding, als
Brotaufstrich und roh verzehrt. Die Inseln in den Tropen bieten viele Früchte, aber meistens
fanden wir immer nur eine Sorte im Überfluss. Genauso verhielt es sich mit Gemüse: Brot-
frucht, Kasava, Süßkartoffeln oder Yamswurzeln.
Fisch ist köstlich auf einer Langfahrt. Weder auf dem Meer noch vor Anker geht einem
der Fisch aus. Leider nur für diejenigen, die ihn auch essen und vertragen. Ich kann's
nicht. So blieb mir auf unseren Familientörns nur Fangen und Zuschauen, wie meine beiden
Genießer es sich schmecken ließen. Das Übel: Auf See ist der Fisch - Thun oder Makrele -
meist zu groß, um ihn komplett zu verspeisen. Und wir hatten ja keinen Kühlschrank.
Vor Anker hinter einer bewohnten oder unbewohnten Insel gab es ernährungsmäßig
manchmal den Idealfall. Darüber schrieb ich einmal im Tagebuch:
Gleich nach dem Frühstück gehe ich mit der Machete auf die Insel. Mit einem Hieb schlage
ich im Dickicht den saftigen Stängel einer Bananenpflanze durch und schleppe die grüne
Staude an Bord, um sie unterm Großbaum reifen zu lassen. Danach klettere ich auf eine der
hohen Kokospalmen, und schwuppdiwupp klatschen die Trinknüsse in den weichen Sand.
Gegen Mittag geht's mit der handgefertigten Harpune zum Riff, um Fische zu speeren.
Astrid und Kym suchen derweil Treibholz für ein Feuer am Strand, um die gefangenen Fis-
che auf der Glut zu rösten.
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