Travel Reference
In-Depth Information
Wie ein Gluthauch umfingen mich in Leptis Magna die Hitze und der nie ruhende Wind,
der tagsüber vom Meer kam und nachts aus der Wüste herüberwehte. Gelbweißer Sand traf
hier auf das Blau des Meeres - und darüber ein schier grenzenloser Himmel.
Am Eingang des großen Ruinenfeldes bot man mir eine Führung an, die ich aber ablehnte.
Ich wollte die Überreste von Leptis Magna allein erleben, wollte das Tempo der Besichti-
gung selbst bestimmen. Zudem bin ich kein großer Freund von Führungen.
Mit großem Glück erwischte ich für meinen Rundgang durch das »Rom Afrikas« einen
jener Tage, an dem sich kaum ein Mensch auf dem Ausgrabungsgelände befand.
Erst vor rund 80 Jahren hatten italienische Archäologen hier begonnen, die drittgrößte
Stadt des Römischen Weltreichs (nach Rom und Karthago) freizulegen. Mehr als 50 Jahre
dauerten die Ausgrabungen, die eine der imposantesten Ruinenstätten der antiken Welt ans
Tageslicht brachten. Über Jahrhunderte hatte der trockene Wüstensand uralte Säulen und
Statuen, Torbögen und Bauwerke konserviert. Und noch immer liegen große Teile dieses
bedeutenden Handelsplatzes entlang der Mittelmeerküste im Sandmeer verborgen.
Die Geschichte von Leptis Magna begann lange vor der Zeitenwende. Damals waren es
die Phönizier, deren Männer zu den kühnsten Seefahrern jener Zeit zählten, die an der
afrikanischen Küste geeignete Anlege- und Rastplätze für ihre Schiffe suchten. Eine dieser
Stationen an der libyschen Mittelmeerküste nannten sie »Lepcis«. Der Name bezog sich
auf das Wadi Lebdah, ein nach Regenfällen wasserführender Fluss, der an diesem Ort ein
natürliches Hafenbecken bildete, ehe er ins Meer mündete.
Als die Phönizier ihre Handelsbeziehungen auf das Römische Reich ausdehnten, kamen
immer mehr Römer nach Lepcis. Es entstanden prunkvolle Monumentalbauten, und die
Stadt vergrößerte sich stetig, stieg schließlich mit 100 000 Einwohnern zu einer der reich-
sten Metropolen im Mittelmeerraum auf. Aus »Lepcis« wurde »Leptis«, und weil alles so
gewaltig und mächtig war, fügte man noch das Wort »Magna« hinzu.
Doch damit nicht genug: Im Jahr 16 n. Chr. wurde eine 60 Kilometer lange Straße er-
öffnet, die von Leptis Magna ins Landesinnere führte, um den Handel mit den afrikanis-
chen Völkern zu verstärken. Und 126 entstand unter Kaiser Hadrian eine Thermenanlage
mit Badehäusern, die nach ihm benannt wurde und die noch heute als die größte und am
besten erhaltene Anlage aus der Römerzeit gilt. Das Wasser dafür wurde seinerzeit aus ein-
er Entfernung von 20 Kilometern in die Stadt geleitet.
Schließlich war es Septimius Severus, durch den die Leptitaner zu noch größerem Wohl-
stand gelangten. In Leptis Magna geboren, ging Severus als junger Mann nach Rom und
machte unter Kaiser Mark Aurel eine steile Karriere. Er war Senator, Legat und Kom-
Search WWH ::




Custom Search