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und Grabdenkmälern der Nabatäer erhalten. Folglich ist Petra kein kleines Ausgrabungs-
feld, sondern ein Kulturdenkmal, das einen Einblick in jene längst vergangene Zeit gibt, als
die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt an der »Weihrauchstraße« und am »Königsweg« war.
Alte Schriften berichten, dass die Nabatäer arabische Nomaden waren, die sich im
5. Jahrhundert v. Chr. in der Region um die Ash-Shara-Berge ansiedelten. Später, so um die
Zeitenwende herum, entfalteten sich die Nabatäer zu einem hochentwickelten Kulturvolk.
Und als die reiche Wüstenmetropole im Jahre 106 zur römischen Provinz wurde, bestim-
mten die Nabatäer und Römer lange Zeit die Geschicke dieser Region, was sich auch auf
die Baukunst von Petra auswirkte: Wieder entstanden phantastische Tempel und Grabstät-
ten.
Erst als die Römer ihren Handel auf dem Roten Meer ausweiteten und die großen
Karawanen neue Wege suchten, verlor Petra an Einfluss. Und nach dem Niedergang des
Römischen Reiches versank die Stadt völlig in Vergessenheit.
Stundenlang wanderte ich im Felsenkessel von Petra umher. Ich stand vor Tempelfas-
saden, bestaunte Triumphbögen und besichtigte Opferplätze, ging über Treppen, Steige
und Steinhalden, lief durch Geröll und Staub, vorbei an bizarren Felswänden, in die
Höhlen oder Gräber hineingeschlagen worden waren - mit Säulen, Statuen und Ornamen-
ten geschmückt, innen feuchter Fels, der oft rauchgeschwärzt war. Als der Abend kam und
die Felsen färbte, die in warmem Rot ausglühten, spürte ich, dass die Erde hier einen an-
deren Atem und Pulsschlag hatte. Auch die Sonne webte ein anderes Licht, während die
Atmosphäre dieses Ortes mich regelrecht anrührte. Dinge, die sich nicht von der Stelle
bewegen konnten, kommunizierten mit mir. Steine, Mauerreste und Statuen erzählten mir
Geschichten aus längst vergangener Zeit. Es war, als würde ich von längst entschwunden-
en Geräuschen, Stimmen, Farben und Düften berührt, bis ich begriff, dass an diesem Ort
etwas Besonderes vorhanden war. Etwas, das unsere Vorfahren als »Genius Loci« bezeich-
neten - als »Geist eines Ortes«.
Auch Leptis Magna war ein Ort, wo sich alle meine Sehnsüchte erfüllten. Ein Ort, der
allerdings jahrzehntelang eine unsichere und gefährliche Gegend war - und somit unerr-
eichbar. Ein unberechenbares Regime machte die Einreise nach Libyen fast unmöglich,
vor allem für unbegleitete Einzelreisende. So kam ich erst 2008 nach Tripolis und fuhr
in einem vorsintflutlichen Taxi 130 Kilometer an der libyschen Mittelmeerküste entlang.
Zwischen der Großen und der Kleinen Syrte ging es in Richtung Osten nach Leptis Magna.
Ein Name, der mir seit Jahrzehnten im Kopf herumschwirrte.
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