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Kapitel 4
Ecuador: Ein Poltern im Dschungel
Tumbes
Im Hotel Torino in La Paz fanden wir folgende Nachricht: An die Menschen der Berge, wie
sehen uns an Weihnachten im Gran Casino. Das Party-Monster
Melissa und ich machten uns auf den Weg zurück nach Quito. Bis Weihnachten waren es
noch drei Wochen, deshalb beeilten wir uns nicht. Wir besuchten Sorata in der Cordillera
Real, das angeblich „die schönste Kulisse in Bolivien“ bot. Wir hofften, noch weitere
Trekking-Touren machen zu können, aber es regnete unablässig; also sahen wir The Mission
auf dem Hotel-Videogerät und schrieben Briefe. Der deutsche Hotelmanager versicherte
uns, dass es im Dezember niemals regnen würde.
„Morgen wird es schön, das verspreche ich.“ Das versprach er jeden Morgen. Nach einer
Woche gaben wir auf. Als unser Bus von Sorata die Berge hinauf fuhr, sahen wir aus dem
Rückfenster. Das Tal war in Sonnenschein gebadet. Wir besuchten die Ruinen von Tiwanaku
bei La Paz, eine weitere Erinnerung daran, dass die Inka nur das letzte Kapitel in der langen
Geschichte der Anden-Zivilisationen waren. Wir fuhren auf unserer alten Route durch Co-
pacabana und Arequipa nach Lima zurück.
Wir verbrachten eine Nacht in Tumbes. Es war Samstag, und es gab ein paar belebte Straßen
voller Bars. Hier herrschte diese typische Samstag-Abend-Stimmung, wie man sie rund um
die Welt kennt: Gestern Zahltag, heute betrunken, morgen keine Arbeit. Menschenknäuel
hingen an Straßenecken herum. Junge Mädchen schlenderten Arm in Arm und taten, als
merkten sie nicht, wie ihnen die Jungs nachsahen. Alte Männer konzentrierten sich mehr
auf ihre Drinks und Erinnerungen. An Straßenständen wurde der leckere peruanische Snack,
Cerviche , serviert: Roher Fisch mit Zitrone mariniert.
Wir saßen gerade beim Bier, als vier Männer am Nebentisch uns einluden, uns zu ihnen zu
setzen. Sie wollten sich unbedingt mit uns unterhalten und bestanden darauf, uns zu weiter-
en Bieren einzuladen. Wir waren aber schon so betrunken, dass wir nichts davon verstehen
konnten, was sie sagten. Einer leierte ständig auf Englisch „I am sorry, I am sorry“, wie ein
Mantra. Wir wussten nicht, was ihm leid tat. Wie er aussah, hätte ihm alles Mögliche leid
tun können: Die Ungerechtigkeit, das mangelnde Verständnis füreinander, der Hass und die
Dummheit in der Welt. Vielleicht tat es ihm leid, dass sich ausgerechnet gerade jetzt eine der
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