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verschiedenen Gebäuden bestanden haben musste. Unser Zimmer war ein Sper-
rholzquader ohne Fenster, und die Dielen im Korridor schienen jeden Fußtritt aus jedem
Teil des Gebäudes aufzunehmen und zu verstärken.
Bevor wir einkaufen gingen, schlug ich vor, ein paar Rechnungen zu begleichen. Bis dah-
in hatte ich alles im Voraus bezahlt. Mark und Melissa sollten mir die Auslagen in regel-
mäßigen Abständen zurückzahlen. Aber Mark machte keinerlei Anstalten, seine Schulden
freiwillig zurückzuzahlen.
Das irritierte mich, vor allem weil er den größten Teil seines Reisebudgets ohnehin von
mir geliehen hatte. Er hinterfragte meine Liste wie ein schockierter Hotelgast eine ge-
waltige Rechnung von der Hotelbar. Die Liste reichte drei Wochen zurück. Mark wählte
einen Posten ziemlich am Anfang. „Also erstens hatte ich keine zwei Eier, als wir in Lima
gehalten haben. Und wie kommt es, dass das Essen in Arequipa fünf Soles gekostet haben
soll. Was soll ich denn da gegessen haben, was fünf Soles gekostet hätte?“
Ich wusste nicht einmal mehr, was ich an diesem Morgen zum Frühstück gegessen hatte,
geschweige denn, was Mark vor drei Wochen in Lima gegessen hatte. Mark fuhr fort,
Löcher in meine Liste zu hacken. „Mir fällt auf“, kommentierte er, „dass du ständig kleine
Extrabeträge zu diesen Zahlen hinzufügst.“ Ich war verblüfft. Der Gedanke, dass ich Mark
um ein paar Cent betrügen wollte, war einfach zu absurd, um auch nur daran zu denken.
Schließlich ging es hier nur um ein paar Dollar - oder weniger. Ich spürte, dass es Mark
nervte, Schulden bei mir zu haben. Ihn nervte der implizite Druck, dankbar sein zu
müssen. Er war so sehr entschlossen, stärker und besser zu sein als jeder andere, dass er
sich von dem Gedanken bedroht fühlte, Hilfe annehmen zu müssen. Für ihn war es eine
Anschuldigung: Es hob hervor, dass er nicht selbst zurechtkommen konnte.
„Erzähl mir nichts von dem Dankbarkeits-Unsinn. So etwas wie uneigennütziges Verhal-
ten gibt es nicht“, vernünftelte er. „Jeder erwartet eine Rendite, ob er es zugibt oder nicht.
Ich gebe das nur zu. Du hast mir das Geld geliehen, damit du auf dieser Reise jemanden
dabei hast, der eine echte Persönlichkeit hat.“ „Hör mal Mark, du benimmst dich wie ein
egozentrisches kleines Kind. Werd einfach erwachsen. Diese verdammte Abmachung
haben wir doch nur getroffen, weil du zu faul bist, genug Geld zu tauschen. Also, du soll-
test besser gleich was tauschen, denn ich werde dir keinen Cent mehr leihen.“
Mark starrte mich an.
„Und“, sagte er, „du pumpst mich immer wegen Drogen an. Mir fällt auf, dass ich immer
das Koks besorgen und alle Risiken auf mich nehmen muss. Also, wann besorgst du end-
lich mal den Stoff?“
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