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deren Straßenseite, diskret versteckt unter ihren weiten Röcken, in der Hocke ihr Geschäft
verrichten.
Nach einer weiteren Stunde Fahrt war die Straße durch Steinschlag blockiert. In einer Welle
der Verwirrung gab man uns die Anweisung, die Busse mit den Fahrgästen zu tauschen,
deren Bus gerade von den Bergen heruntergekommen war. Die Bus-Crews begannen, das
Gepäck vom Dach zu laden und es zum anderen Bus hinüber zu schleppen. Kurz vor
Sonnenaufgang fiel die Temperatur noch stärker ab und zerstörte noch die letzten Hoffnun-
gen auf Schlaf. Wir hatten einen Pass erreicht; der Bus hörte auf zu steigen und fuhr wieder
bergab. Das grelle Morgenlicht brannte durch die dünne Luft. Vor uns endeten die Berge
in einer weiten, baumlosen Ebene. Das war der Altiplano - eine der höchstgelegensten und
rauesten bewohnten Regionen der Erde.
Rotbraune Lehmhäuser mit strohgedeckten Dächern sprenkelten die flache braune Ebene.
Menschen, vor allem Frauen, waren schon auf den Beinen und bestellten Flecken dünner
Erde von Hand mit Grabwerkzeugen oder trieben etwas Vieh die Straße entlang. Wieder
einmal trugen sie die Campesina -Tracht des Hochlands: Schwere Röcke, mehrere Un-
terröcke, Wollpullover, Schals und Hüte. Nur die Hüte unterschieden sich von denen in
Ecuador. Hier trugen die Frauen Zylinderhüte, wie aus einem Rembrandt-Gemälde, an-
stelle der pastetenförmigen ecuadorianischen Filzhüte. Manche trugen sogar zwei Hüte,
indem sie einen auf dem anderen balancierten. Die Frauen waren stämmig und zäh;
der beißende Wind und die intensive Sonneneinstrahlung ätzten sich in ihre rotbraunen
Gesichter. Wir erreichten Cuzco am späten Vormittag.
Cuzco
Cuzco liegt 3300 Meter über dem Meeresspiegel am oberen Ende eines fruchtbaren Tals
und ist auf drei Seiten von braunen Hügeln umgeben. Es ist das populärste Reiseziel auf
der üblichen Gringo-Route - dem „Gringo-Trail“ - durch Peru. Touristen kommen (die
vernünftigeren fliegen von Lima her), um Machu Picchu und andere Inka-Ruinen zu be-
sichtigen, die die Stadt umgeben. Trotz mancher Inka-Mauern in den Wänden der kolo-
nialen Gebäude ist Cuzco architektonisch eine guterhaltene spanische Kolonialstadt voll
alter Kirchen und einer weltabgeschiedenen zentralen Plaza. Kulturell ist es eine Quechua-
Stadt; eine pulsierende Anden-Gemeinde mit einem geschäftigen Markt, der sich aus seiner
höhlenartigen Halle auf die angrenzenden Straßen ergießt.
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