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Kapitel 2
Peru: Busse, Bimbos und Banditos
„Im Jahre 1531 reiste ein weiterer großer Verbrecher mit einer Anzahl Männer in die
Königreiche Perus … In krimineller Weise mordete und plünderte er seinen Weg durch die
Region, wobei er Dörfer und Städte dem Erdboden gleich machte und die Einwohner auf
kaum vorstellbare, barbarische Weise abschlachtete oder sonstwie quälte.“ Kurzgefasster
Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder
Bartolomé de las Casas (1552)
Die Karate-Frau
Drei Wochen vor meiner geplanten Abreise aus England hatte ich immer noch nicht gewusst,
ob Mark mich begleiten würde. Es war ein grauer und bewölkter Herbsttag in Nordlondon
gewesen. Einige Arbeiter rissen vor meinem Haus die Straße mit Presslufthämmern auf.
Es klingelte an der Tür. Melissa stand weinend auf meiner Türschwelle. „Ich will mitkom-
men“, sagte sie. „Aber du weißt doch gar nicht, wo Ecuador ist“, warf ich ein. „Naja, es
muss besser sein als hier.“ Melissa hatte ihre Gründe, London zu verlassen, und ihre Liebe
zu mir war nur einer von vielen. Melissa war 33 - drei Jahre älter als ich - und wunderschön.
Schöner (und gesünder) als ein Mensch mit ihrer Vergangenheit es verdient hatte. Sie sah
zehn Jahre jünger aus, obwohl sie zehn Jahre älter hätte aussehen müssen. Sie war schlank
und athletisch, hatte olivbraune Haut, langes braunes Haar und verführerische Mandel-Au-
gen. Als halbe Chinesin und halbe Schottin strahlte sie mit ihrem eurasischen Äußeren eine
tiefe Sinnlichkeit aus. „Rassisch gemischte Frauen sind immer am schönsten“, hatte sie mir
gesagt. Sie war offen, freundlich und lachte gern, hatte einen naiven Charme und ein natür-
liches Lächeln. Ihre sonnigen Phasen wurden jedoch auch von Perioden unterbrochen, in
denen sie sehr in sich gekehrt war. Dann zog sie sich für zehn Tage zur Meditation zurück;
das war ihre Art, ihre traumatische Vergangenheit zu bewältigen. Melissa war nicht leicht zu
verstehen. Wenn man ihre Lebensgeschichte der Reihe nach erzählen würde, wäre sie schon
verwirrend genug. Aber die Art, wie sie Dinge erklärte, ergab nur einen Sinn, wenn man die
Geschichte schon kannte. Als ich sie zum ersten Mal getroffen hatte, hatte sie sich gerade
erst aus einer langen Beziehung und einer verwickelten Verbindung zu eine Kampfsport-
gruppe gelöst. „Naja, nicht wirklich Kampfsport.“
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