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mentale Rechtfertigung. Unbehaglich sahen wir auf die klumpige Masse auf der Bahre, die
unter einem Tuch versteckt war. El Jefe fuhr fort: „ Señors , es ist unterr Wasserr viele Tage.
Es hat jetzt keine Arrme und Beine und nix …“, er klopfte sich an seinen eigenen Kopf,
„… nix hierr. Vielleicht essen Fisch. Oderr gegen die Felsen. Sie verrstehen?“
Wir nickten halbherzig. Einer von uns musste den Körper in Augenschein nehmen. Melissa
sah mich an. „Ich will ihn nicht sehen“, murmelte ich. „Nicht so, ohne Vorwarnung.“
„Also, irgendjemand muss ihn identifizieren“, sagte Eric. Er trat nach vorn. Der Polizist
zog das Tuch zurück. Eric sah es sich an, was auch immer es war. Er drehte sich zu uns um
und wusste nicht, was er sagen sollte.
„Ich kann ihn nicht identifizieren.“ Was gab es da zu identifizieren? Das Ding auf der Bahre
war ein grauer, blutleerer Torso ohne Glieder und ohne Kopf. Um die Hüften hing ein
Faden aus schwarzem Material. Das konnten natürlich die Überreste von Marks schwar-
zen Shorts sein. Außerdem hatte der Torso die richtige Größe für einen 1,80 Meter großen
Mann. Wer hätte es sonst sein sollen?
Es gab aber auch Gerüchte, dass kolumbianische Gangs manchmal unbequeme Leichen
entsorgten, indem sie sie als Unfallopfer kaschierten. Ich hatte gehört, dass sie die Zeitun-
gen nach Hinweisen auf vermisste Personen scannten, die ihrer eigenen Leiche ähnelten,
um diese dann in der Nacht an dem Ort zu deponieren, der in der Zeitung erwähnt worden
war. Insofern schien es mir verdächtig, dass die Leiche gerade jetzt auftauchte - einen Tag
nachdem Dr. Lopes die Anzeige in der Zeitung aufgegeben hatte, und genau an dem Ort,
an dem Mark ertrunken war. Auch schienen die Polizisten mit sich selbst etwas zu sehr zu-
frieden zu sein.
Während wir überlegten, was wir tun sollten, trat ein Mann nach vorne und stellte sich vor.
„Ich bin Señor Hernandez. Ich leite ein Bestattungsinstitut in Santa Marta.“ Er zeigte uns
eine schlecht gedruckte Visitenkarte und lächelte Eric liebenswürdig an.
„Es ist sehr traurig. So jung“, sagte er. Dann kam er schnell auf den Punkt und holte ein
Blatt Schreibmaschinenpapier mit Eselsohren hervor. „Wenn sie das bitte unterschreiben
möchten, können wir den Körper für die Bestattung vorbereiten. Wir machen ihn sehr
schön. Sie zahlen nur eintausend Dollar.“
Ich übersetzte für Eric. Die Geier verschwendeten keine Zeit: Wir waren gerade vor ein
paar Stunden bei Dr. Lopez gewesen (und er schien wirklich der Gerichtsmediziner zu sein,
soweit wir das beurteilen konnten), aber er hatte nicht gewusst, dass man die Leiche gefun-
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