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Schließlich gab er nach, aber dann holte er irgendwoher eine Schreibmaschine, setzte sich
an den Strand und schrieb einen Brief, in dem es hieß, Helena würde ins Gefängnis kom-
men, wenn etwas fehlte, und ließ sie ihn unterschreiben.“
Ich durchsuchte das Zelt nach dem fehlenden Kokain. Ein paar Softpornos waren das ein-
zige belastende Material, das ich finden konnte. Ich legte ein paar Notizbücher beiseite,
die ich Marks Vater geben wollte. In eines hatte er den Text eines Pink-Floyd-Songs ges-
chrieben, den er auf seiner Queña geübt hatte:
„Long you live and high you fly, But only if you ride the tide, And balanced on the biggest
wave, You race towards an early grave.”
Wie ich Marks Vater versprochen hatte, ging ich hinunter zu Pablo, dem Fischer an der
Schwimmbad-Bucht. Ich sagte ihm, ich würde hundert Dollar zahlen, was (so hoffte ich)
für hiesige Verhältnisse eine ganze Menge war, um Marks Körper zu suchen. Ich fragte ihn,
ob ich mit ihm hinausfahren konnte.
Ich bereute es sofort. Pablos Boot war nichts weiter als ein ausgehöhlter Baumstamm mit
einem Außenbord-Motor. Als wir die enge Durchfahrt in dem Ring aus Felsen passierten,
der die Bucht schützte, wurden wir von den Wogen heftig getroffen. Das winzige Boot stieg
auf jeden Wellenkamm und tauchte in Wellentäler, die tief genug waren, um einem jede
Sicht aufs Land zu nehmen. Plötzlich fühlte ich mich vom Strand weit entfernt - vor allem
gerade jetzt, da ich wusste, wie gefährlich das Meer wirklich war. Pablo steuerte mit einer
lange eingeübten Geschicklichkeit in die Wellen, um sicherzustellen, dass sie über den Bug
brachen und uns nicht von der Seite trafen. Wir folgten der Küstenlinie eine Stunde lang in
beide Richtungen.
Zu beiden Seiten von Arrecifes erhoben sich schwarze Klippen aus dem Ozean, und um
sicherzugehen, dass wir Marks Körper nicht übersehen würden, wenn er an einem Felsen
klebte, steuerte Pablo gefährlich nahe an diese ehrfurchtgebietenden Bollwerke heran. Der
Ozean schlug mit einem hohlen Knall an das Fundament, sodass die Gischt hoch über un-
sere Köpfe sprühte. Pablos kleines Kanu war dagegen nur ein sehr unscheinbares Ding -
und nur von diesem hing nun unser Leben ab.
Einige andere Fischer fischten in der Nähe, also fuhren wir hinüber und fragten sie, ob sie
etwas gesehen hätten. Pablo fuhr längs neben ihre ebenso fragilen Boote, stellte den Motor
ab, um reden zu können, und ließ die Boote zusammenprallen, während sie mit der Dünung
stiegen und fielen. Ich bewunderte den alltäglichen Mut dieser Männer, die diesem See-
gang in so winzigen Booten trotzen und nicht einmal ein Ersatzruder hatten, falls ihre alter-
tümlichen Außenbordmotoren versagten. Jeder hatte irgendjemanden - einen Vater, Bruder
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