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delte sich um eine Tragevorrichtung aus der Zeit vor der spanischen Eroberung namens
Tumpline .
Wir konnten sogar noch im Sitzen über die Köpfe von Rosita's Assistentinnen hinwegse-
hen. Die beiden Frauen schwirrten im Raum herum, warfen Gegenstände um und brachten
Dinge durcheinander, bis Rosita sie vor Verzweiflung anschrie. Sie schickte eine von ihnen
los, um etwas zu besorgen (z.B. Salz von einem benachbarten Geschäft), nur damit sie
mit der falschen Sache zurückkehrte. Dann schimpfte Rosita sie wieder aus, während ihre
Freundin hinter Rositas Rücken dumme Grimassen zog - um dann wieder unschuldig ins
Leere zu sehen, wenn sie sich umdrehte. Beide Frauen waren um die fünfzig. Rosita selbst
war eine freundliche, mütterliche Frau, die immer darauf bedacht war, uns zu erklären,
was wir aßen. Vielleicht hätten wir es bevorzugt, es nicht zu wissen, denn ihre Spezial-
itäten waren anscheinend entweder die gekochte Haut oder Magenwand von Kühen. Glück-
licherweise wurden diese nicht allzu verlockenden Delikatessen mit Suppe, Reis, Kartof-
feln, gebratenen Bananen, Avocados und einem Glas mit Wasser verdünntem Obstsaft ser-
viert. Daraus setzt sich eine normale Mahlzeit zusammen, die mal als Almuerzo (Mitta-
gessen), mal als Cena (Abendessen) oder einfach als Comida (Essen) bekannt ist. Es ist
in ganz Südamerika so ziemlich dasselbe. Nur die Herkunft des Fleischklumpens variierte
und erreichte gelegentlich die luftigen Höhen von Huhn oder Fisch. Von den weltberüh-
mten Pfannkuchen gab es keine Spur.
Der Tiermarkt
Samstag war Markttag in Otavalo. Eigentlich gab es in Otavalo drei Märkte. Während die
Touristen auf der Plaza ihre Alpaca-Teppiche und Ponchos kauften, drängten sich die Ein-
heimischen auf den Markt am anderen Ende der Stadt, um Essen, Jeans und Metallica-
T-Shirts zu kaufen. Und schließlich gab es da auch noch den Tiermarkt. Auf einer gras-
bewachsenen Lichtung am Stadtrand inspizierten scharfäugige Bauern in Begleitung ihr-
er bodenständigen und strengblickenden Ehefrauen eine Auswahl Kühe, Schweine, Pferde
und Esel. Die Tiere wurden Stück für Stück verkauft und leise weggeführt. Nur die Sch-
weine schienen aufgeregt. Ihre neuen Besitzer - und ihre Frauen und Kinder - zerrten die
widerspenstigen Borstentiere an Seilen durch den Staub, die sie ihnen um die Hälse ge-
bunden hatten; ein erbittertes Tauziehen, bei dem die bockigen Schweine schreiend und
quiekend ihre Hufe in die Erde stemmten. Ein halbes Dutzend Leute waren erforderlich,
um ein großes Tier auf die Ladefläche eines Trucks zu heben (wobei man es am Schwanz
und an den Ohren packte), wo es weiterhin verzweifelt schrie. Schweine sollen bekanntlich
die intelligentesten Nutztiere sein.
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