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Der Kolumbianer erreichte Mark. Die beiden schienen zu sprechen, während ihre Köpfe
zwischen den Wellen auf und ab schaukelten und im Blickfeld abwechselnd mal erschienen
und dann wieder verschwanden. Dann drehte sich der Kolumbianer um und schwamm mit
kräftigen Zügen zurück zum Strand. Mark begann, ihm zu folgen, und nahm offensichtlich
all seine Kraft für eine letzte große Anstrengung zusammen.
Er machte ein paar Züge und schaffte es auf eine Welle und näher an den Strand. Der
Kolumbianer durchbrach die Brandungswelle und war nun auf der sicheren Seite der
brechenden Wel en, die dem Strand zugekehrt war. Darauf kam es an: Nur drei oder vier
kräftige Züge brachten einen durch eine entscheidende brechende Welle - und plötzlich
war man in Sicherheit. Umgekehrt war genau das auch so gefährlich: Der Weg vom sicher-
en zum verräterischen Wasser betrug nur ein paar Meter. Wenn man diese feine Linie über-
querte, wurden einem die Beine weggezogen, und man geriet in große Schwierigkeiten.
Ich hatte es auch gespürt, als ich in der Brandung gespielt hatte: Dieses Gefühl, dass einen
nur eine winzige Fehleinschätzung von der Katastrophe trennte. Es machte mir Angst. Wir
sahen zu, wie Mark mit den Wellen kämpfte. Mein Magen zog sich zusammen. Wir waren
hilflos, wie Zuschauer in einem Live-Sportereignis. Aber das war kein Spiel. Das war ein
echter Todeskampf. Hier ging es um Leben und Tod.
Einen Augenblick lang schien es, als wäre er in Sicherheit. Er kam näher. Noch während
wir zusahen, konnte ich mir vorstellen, wie Mark auf uns zu schlenderte, ein breites
Grinsen im Gesicht, und mit triumphierender Geste ein neues Abenteuer präsentierte, bei
dem er wieder einmal nur knapp davongekommen war. Dafür lebte er: Man konnte es
manchmal in seinen Augen sehen. Es würde aber keine Gelegenheiten mehr geben, in den-
en er knapp davon kam. Plötzlich brach eine große, schäumende Welle krachend über ihm.
Anstatt an Land zu kommen, wurde er wieder hinaus gerissen. Die nächste Welle war eben-
falls groß. Als sie brach, wurden die schäumend-weißen Reste auf den Sand des Strandes
gespült. Als das Wasser zurückfloss, war da nichts.
Nichts.
Total schockiert standen wir da. „Er ist weg“, sagte Melissa leise. Es hatte nicht mehr als
ein paar Minuten gedauert.
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