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„Sogar am Strand marschiert Mark mit forschen Schritten herum“, bemerkte Melissa. Wir
alle lachten. Ich legte mich in der Hängematte zurück, lauschte den Palmblättern, die in
der Brise gegeneinander raschelten, und hörte der Unterhaltung der Mädchen zu. Melissa
erklärte gerade die Bedeutung des Chi. Allmählich kamen ein paar Kolumbianer an (der
Park war wegen der Osterferien jetzt wieder geöffnet); ein paar von ihnen spielten am
Strand Frisbee.
„Was macht der Tee?“, fragte ich Melissa. Aber Helena unterbrach mich.
„Da draußen winkt jemand.“ Wir sahen aufs Meer hinaus. Eine Handvoll Leute spielten
in der Brandung. Dann, direkt hinter ihnen, sah ich jemanden, der mit den Armen winkte.
Nicht verzweifelt. Es war nur ein ruhiges Signal. Wenn er rief, konnten wir ihn durch den
Lärm der Brandung nicht hören.
Melissa sprang auf. „Hey, das ist Mark!“ Er war rund 20 Meter weit draußen, also rund
40 Meter von uns entfernt. Aus dieser Entfernung konnte ich sein Gesicht nicht deutlich
sehen. Ich denke, er verhielt sich, wie man sich verhalten sollte, wenn man in einer re-
ißenden Strömung gefangen ist - nämlich ruhig bleiben, auf sich aufmerksam machen und
nicht versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen. Stattdessen sollte man sich hinaus
treiben lassen und dann seitwärts aus der Strömung heraus schwimmen.
Aber das war nicht nur eine starke Strömung.
Wo er schwamm, lagen Haufen von Findlingen unter der Oberfläche, die eine tödliche Tur-
bulenz verursachten: Sie zog einen hinunter - nicht hinaus.
Wir rannten zum Wasser hinunter. Aber was konnten wir tun? Sollten wir hinausschwim-
men und versuchen, ihn zu retten? Ich erinnerte mich an das kolumbianische Paar auf
Hochzeitsreise sowie an Carlos, der sagte, er wäre selbst fast ertrunken - und ich hatte
ihn immer für einen Meisterschwimmer gehalten, da er täglich mit seiner Harpune fischen
ging. Ich dachte an meine Unterhaltung mit Mark, als ich sagte, wenn ein guter Schwimmer
nicht gegen die Strömung ankam, wie konnte ein anderer ihn herausziehen? Ich sah mich
wild nach etwas um - irgendetwas, was sich als Lösung anbieten mochte. Ich vermute, dass
alle anderen dasselbe taten.
In den paar Sekunden, die es dauert, um diese Gedanken zu denken, hechtete ein Kolumbi-
aner ins Wasser und schwamm durch die Brandung auf Mark zu, der immer noch wasser-
tretend winkte.
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