Travel Reference
In-Depth Information
Fuß auf der einen und dem anderen Fuß auf der anderen Seite stehen konnte. Auf der einen
Seite wurde man nass, auf der anderen blieb man trocken. Jedes Mal. Dann gab es da einen
Berg namens Mandango. Er sieht genau aus wie eine indianische Frau, die mit angewinkel-
ten Knien auf dem Rücken liegt, das Gesicht zum Himmel gerichtet. Wenn man San Pedro
nahm, sah es tatsächlich genau so aus. Die örtliche Legende erzählt, dass diese Frau die
Welt geboren hat.“
Er hielt inne, um diese Information wirken zu lassen. Dann fuhr er fort: „Eine Sache an
San Pedro ist, dass man sich richtig auf Tiere einstellt. Das wird einem jeder bestätigen, der
es probiert hat. Zum Beispiel die Katze in unserer Wohnung. Man möchte sich nicht groß
mit Menschen unterhalten, aber man kann stundenlang dasitzen und Spinnen oder Vögeln,
sogar Fröschen zusehen. Es ist, als würde man sich auf eine natürlichere Wellenlänge ein-
stellen.“
Sie hatten die Wohnung von einem Schweizer namens Jan gemietet, einem Reisenden, der
sich zum Bleiben entschlossen hatte. Jan kannte die besten, geheimsten San-Pedro-Plätze.
Er nahm Mark und Campbell mit in die Berge, um ein paar Kaktusse zu ernten. „Man kann
es im Dorf kaufen“, erklärte Mark. „Aber wenn man es kauft, hat es nicht denselben Effekt.
Für die besten Trips muss man die Pflanzen selbst finden oder sie geschenkt bekommen.“
Jan nahm sich Mark an wie einem lange verlorenen Bruder. Phillipe (ein Franzose, der mit
einem echten Komödien-Akzent Englisch sprach) sagte: „Err immer spricht von Marrk. Jan
immerr mag die, wie sagt man, die außerrgewöhnlischen Leute wie ihn.“
Das Tor zum Paradies
„Das ist San Pedro“, erklärte Mark und skizzierte einen hohen, etwas stacheligen, stabför-
migen Kaktus. In der Wissenschaft von der Drogenherstellung war Mark immer sehr
präzise. „Die äußere Schale und den Kern wirft man weg und kocht dann das Fleisch für
sieben oder acht Stunden, bis man eine milchshakedicke Flüssigkeit bekommt. Ein Stück,
das vom Ellenbogen zum Handgelenk reicht, genügt für einen. Der wichtigste psychoakt-
ive Inhaltsstoff ist Meskalin, genau wie beim Peyote.“
Halluzinogene Drogen sind für den südamerikanischen Schamanismus von zentraler
Bedeutung; San Pedro ist wahrscheinlich seit über 3000 Jahren in Gebrauch. Zeichnungen
von gottähnlichen Gestalten, die San Pedro Kaktusse in der Hand halten, wurden auf
Keramiken und Reliefs in Chavín de Huantar in Peru gefunden; sie stammten ungefähr aus
dem Jahr 1200 v.Chr. Die spanische Inquisition verbot San Pedro als Häresie. Konsumen-
Search WWH ::




Custom Search