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Nachdem wir ihn am Billardtisch in Quito zurückgelassen hatten, war er nach Vilcabamba
gereist, einem winzigen Dorf in einem fruchtbaren grünen Tal im Süden von Ecuador, das
von ausgedörrten braunen Bergen umgeben war. Es hat diese ideale mittlere Höhenlage
(in diesem Fall sind es rund 1500 Meter), die ein perfektes, warmes aber mildes Klima
produziert. Das Tal ist berühmt für die vorgebliche Langlebigkeit seiner Einwohner, von
denen viele angeblich über 120 Jahre alt werden. Das wurde mal dem Klima, mal dem
Yoghurt und mal dem stressfreien Leben zugeschrieben. Es kam heraus, dass sie die Ge-
burtsurkunden ihrer Großeltern benutzten.
Es ist nicht der Yoghurt oder auch nur das Versprechen, 120 Jahre alt zu werden, das die
meisten Reisenden anlockt, sondern der San-Pedro-Kaktus, der in den Bergen in der Umge-
bung wächst. Wenn man ihn rund acht Stunden lang kocht, verwandelt er sich in den fauli-
gen grünen Schleim, den Mark uns gezeigt hatte.
Melissa und ich hatten bereits von Campbell davon gehört - dem Kiwi, der damals in Quito
im Gran Casino 2 umgekippt war. Er war mit Mark nach Vilcabamba hinunter und dann
wieder hinauf und durch fast ganz Kolumbien gereist. Aber er hatte Mark in Santa Marta
verlassen und war eine Woche früher in Arrecifes angekommen. Zwei englische Mädchen,
Sandra und Kim, waren ebenfalls mit Mark und Campbell in Vilcabamba gewesen und
ebenfalls in Arrecifes aufgetaucht. Sie hatten alle ausgemacht, sich hier zu treffen, als sie
von Vilcabamba aufgebrochen waren.
In Vilcabamba war es den Vieren gelungen, eine Wohnung mit Fernsehen, Stereoanlage,
Küche und relativ gutem Komfort zu finden. Genau wie zu Hause. Sie blieben einen Monat
lang, sammelten San Pedro, kochten es und nahmen es, sahen fern, hörten Kassetten, lasen,
malten und erholten sich vom letzten Trip, damit sie wieder von vorn anfangen konnten.
(Ebenfalls wie zu Hause, zumindest für Mark.) Dort hatten sie auch Phillipe kennengelernt.
Mark schaffte es, ein paar zusätzliche San-Pedro-Trips dazwischen zu schmuggeln,
während die anderen sich Erholungstage gönnten. Er sagte, er hätte es in einem Monat fün-
fzehnmal genommen - ein ziemlich intensives Tempo, wenn man bedenkt, dass ein Trip 14
Stunden dauert. Mark mochte Vilcabamba.
„Es ist einer der energiereichsten Orte der Welt“, schwärmte er. „Ein Power-Ort. Verrückte
Dinge geschehen dort. Eine Menge Schamanen leben dort. Es ist wahrscheinlich wie an
einem dieser Orte in England, wo Bilder in die Felder gezeichnet werden oder so. Wisst
ihr, ich hatte nie viel Zeit für dieses Zeug, solange ich in England war, aber jetzt denke ich,
dass doch etwas dahinter stecken könnte. Da war ein Bach. Es regnete immer auf der einen
Seite, aber nicht auf der anderen. Es war nur ein kleines Bächlein, sodass man mit einem
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