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ungebildeten, nicht mehr ganz jungen und nicht allzu gutaussehenden Bauern wie ihn wohl
kaum jemals beachten. Also betrank er sich, bis sein Verlangen und seine Frustration sein
Urteil trübten. Er verlor seinen Job und dadurch auch sein Zuhause.
Die Einkaufstouren
Melissa und ich machten Ausflüge nach Santa Marta, um Lebensmittel einzukaufen. All-
mählich begann ich, die Wanderung durch den kühlen, schattigen Wald zu lieben, und
wurde mit den Windungen des Pfades zunehmend vertraut.
Zurück zu kommen bedeutete, dass man seinen Weg an den Parkwächtern vorbei finden
musste. Einmal kalkulierten wir einen Winkel durch den Wald, der uns am Eingang vorbei
und rund eine halbe Meile dahinter wieder auf den Pfad führen sollte. Es ist aber nicht
ganz einfach, im Dunkeln leise durch den Dschungel zu laufen, vor allem, wenn man jedes
Geräusch vermeiden will. Ich vermute, dass unser unbeholfenes Trampeln weit jenseits der
Parkwächterhütte zu hören gewesen sein musste - wie auch Melissas Kreischen, als sie in
das Netz einer riesigen schwarzen Spinne lief. Wir gaben auf, bevor wir uns endgültig veri-
rrten, und beschlossen, mit den Wächtern zu reden. Der Wächter war nicht überrascht, uns
zu sehen.
„Ich bin der Park-Manager. Hatten Sie ein paar Probleme im Busch?“, sagte er in
liebenswürdigem Ton. „Wir?“, protestierte ich. „Vielleicht ein Tier.“
Wir hatten das Gefühl, dass wir irgendwie ein Bestechungsgeld anbieten sollten. Aber wie
sollte man das genau machen? Trotz allem, was man von Südamerika erwarten würde, hat-
ten wir bislang noch niemanden bestechen müssen. Sollte ich eine Banknote fallenlassen
und abwarten, ob er sie aufhob? Sollte ich mich indirekt erkundigen, ob es irgendwelche
„Spezialgebühren“ gab? Oder sollte ich gleich damit herausrücken und ihn direkt fragen:
„Also, wie viel willst du, Mann?“ Schließlich beschlossen wir, abzuwarten, bis er selbst
das Thema ansprach - vermutlich würde er sich schon von selbst melden, wenn er etwas
wollte. Er war aber mehr daran interessiert, seinen Englisch-Korrespondenz-Kurs mit uns
zu besprechen. Wir unterhielten uns ein wenig über Verben und Zeitformen. Dann gingen
wir zu Substantiven über. Nach Personalpronomen, Ausspracheregeln und Geschlechtern
lenkte er ein.
„OK, Sie können reingehen“, sagte er auf Spanisch. (In seinem Kurs hatte er anscheinend
bislang noch kein wirkliches Englisch gelernt.) „Es ist aber gefährlich, in der Dunkelheit
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