Travel Reference
In-Depth Information
der eigenen Hängematte aus plante. Es gab ein oder zwei Hardcore-Typen, die einfach
noch etwas weiter gehen mussten als alle anderen und sich einen abgelegenen Fleck in
den Büschen suchten, wo sie ihre Hängematte aufhängen konnten. Ab und zu erschien ein
gebräunter, abgemagerter Hippie wie aus dem Nichts im dichten Unterholz, eine Machete
in der Hand.
Ich bin davon überzeugt, dass Arrecifes für solche Typen unter anderem deshalb so attrakt-
iv war, weil sie mit Macheten herumlaufen konnten. Während das einem kolumbianischen
Bauern ganz natürlich erscheinen mag, bin ich gegenüber Travellern mit unnötig gefähr-
lichen Waffen immer misstrauisch gewesen, seit ein Möchtegern-Indiana-Jones aus Idaho
mit seiner Steinschleuder vom Typ „Schwarze-Witwe“ ein Bonbon glatt durch die Wand
einer Pension in Nairobi geschossen hatte - 5 cm über meiner Schläfe. Er schien selbst über
die Größe des Lochs erschrocken zu sein.
Peublito
Wir stellten unser Zelt auf, hängten unsere Hängematten ein und bauten uns einen Wind-
schutz aus Treibholz. Dann sammelten wir einen Stapel Feuerholz und Kokosnussschalen
(die sehr langsam und heiß brennen) sowie ein paar alte Töpfe und Pfannen von den Über-
resten, die immer liegen bleiben, wenn Leute die Energie aufbringen, Arrecifes wieder zu
verlassen. Bald hatten wir uns schön eingerichtet. Melissa und ich hatten in den letzten
paar Monaten eine Menge gesehen: Gebirge, Dschungel, Wanderungen in der Einöde. Wir
waren beide froh über eine Ruhepause. Die einzige Sehenswürdigkeit vor Ort war ein ver-
fallenes Tayrona-Indianerdorf, das einfach nur Peublito hieß. Es bestand nur aus ein paar
steinernen Treppen und erhöhten steinernen Plattformen; die hölzernen Gebäude selbst
waren schon lange vom Dschungel zurückerobert worden. Ein paar Kogi-Indianer-Fami-
lien, Abkömmlinge der Tayrona, waren ermutigt worden, hier in rekonstruierten runden
Häusern mit Strohdächern zu leben (ganz ähnlich denen, die wir auf unserem Weg nach
Nabusímake gesehen hatten), um Besuchern vorzuführen, wie die Stadt einmal ausgesehen
haben mochte.
Die Tayrona hatten die Hänge der Sierra seit Jahrhunderten besiedelt. Peublito war nur
eine Stadt in einem Netzwerk von Städten, das auch die riesige Ciudad Perdida umfasste,
den größten archäologischen Fund in Südamerika in den letzten Jahren. Die Tayrona
waren erfahrene Astronomen und Mathematiker gewesen und hatten den Spaniern fast
ein Jahrhundert lang widerstanden. Nach Pueblito war es vom Strand aus eine wunder-
schöne zweistündige Klettertour landeinwärts; es lag, geschützt vor der sengenden Sonne,
Search WWH ::




Custom Search