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Kapitel 7
Arrecifes
Louis
Nach Barranquilla war es schön, wieder in der relativen Ruhe von Santa Marta zu sein. Von
Mark fehlte immer noch jede Spur, also beschlossen wir, nach Arrecifes zu gehen und am
Strand herumzuhängen, bis er auftauchte. Wir hinterließen eine entsprechende Nachricht im
Miramar, die an „das Party-Monster“ adressiert war. Wir hatten viel von Arrecifes gehört.
Jeder Rucksacktourist in Kolumbien war entweder auf dem Weg dorthin oder gerade erst
dort gewesen. Das einzige Problem war, dass Arrecifes im Tayrona Nationalpark lag und
dieser geschlossen war - anscheinend, weil feiernde Kolumbianer über die Weihnachtsferien
einen Saustall hinterlassen hatten. Aber schließlich waren wir in Kolumbien. Der Manager
des Miramar erklärte zwischen seinen Schachzügen, wie man vorgehen musste.
„Ja, der Park ist geschlossen. Turm schlägt Springer. Nein, es ist kein Problem. Hmm, guter
Zug. Ihr braucht einen Führer, der weiß, wie man die Parkwächter umgeht. Schach. Braucht
ihr einen Führer? Ja, wir haben Führer hier, natürlich … Schachmatt.“ An diesem Abend
versammelten wir uns mit einer Gruppe anderer Rucksacktouristen und einem Führer na-
mens Louis, der (außer ein paar Engländern, die sich noch an den Raj erinnern konnten) vi-
elleicht der einzige Mensch in den Tropen war, der sein Hemd in die Hose steckte und seine
Socken bügelte.
„Hauptsache, wir haben Spaß“, verkündete er, als er seine Gebühr einkassierte. Der Minibus
brauste im üblichen selbstmörderischen Tempo aus Santa Marta hinaus. Um die Parkwächter
zu umgehen, gingen wir in der Nacht hinein. Das bedeutete eine zweistündige Wanderung
im Dunkeln durch den Dschungel, da Arrecifes ein ganzes Stück von der Straße entfernt
lag. Ich bin mir sicher, dass Louis lediglich einen Wächter bestochen hatte, aber er machte
viel Aufhebens daraus, dass wir mit abgeschalteten Taschenlampen auf leisen Sohlen am
Haupteingang und dem Parkbüro vorbeischleichen mussten. Dann führte er uns auf einem
gewundenen Pfad durch den mondbeschienenen Wald, über steile, felsige Berghänge und
durch trockene Bachbetten. Es war eine stimmungsvolle Wanderung, voller geheimnisvoller
Schatten und fremdartiger Vogelrufe.
Nach zwei Stunden Dunkelheit und Dschungel hörten wir das Geräusch der Brandung. Ein
paar Minuten später standen wir vor einem poppigen Strandrestaurant - mit Kerzen auf
den Tischen, Sand auf dem Boden, einem Dach aus Palmen und die Luft dick vom süßen
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