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Das Beste an Santa Marta waren die Obststände - man fühlte sich wie im Obstpalast in
Charles Nicholls' gleichnamigem Buch.
Das Mädchen, das an dem Stand vor dem Miramar arbeitete, quetschte ihre umwerfende
Figur in hautenge Leggings und ein Elastan-Top mit verzogenen schwarzen und weißen
Quadraten, die aussahen, als könnte man davon Migräne bekommen, wenn man sie zu
lange anstarrte. Ich träumte aber von den Drinks, nicht von dem Mädchen. An den Ständen
wurden neben den bekannten Sorten auch Früchte verkauft, von deren Existenz ich bis dah-
in nie auch nur im Entferntesten gehört hatte. Jeder Stand hatte eine Reihe Drahtkörbe mit
bekannten Sorten wie Bananen und Ananas sowie einige weniger bekannte Schätze: Lila
Golfbälle, eine Art extrem haarige Kiwi, gelbe Sternfrüchte, große, melonenartige Kugeln
und andere geheimnisvolle Früchte mehr. Mein Lieblingsgetränk war Jugo de Maracuyá -
Passionsfrucht vermischt mit Milch, Zucker und Eis, das von einem Eisbrocken abgehackt
wurde, der auf dem Gehsteig in der Sonne stand. Die Stände waren durch illegal verlegte
Kabel mit dem nächsten Stromverteiler verbunden, um den Mixer anzutreiben. Das Ergeb-
nis wurde in riesigen Plastikbechern in leuchtenden Farben serviert. Diese Getränke waren
das Paradies auf Erden; die Tage in Santa Marta drehten sich im Grunde nur um die regel-
mäßigen Besuche an diesen Obstständen.
Falls man Kaffee trinken wollten, liefen Verkäufer mit Thermosflaschen auf einem Gestell
herum, die Tintos verkauften - lauwarme, zuckersüße Espresso-Portionen, die in winzigen
Plastiktassen angeboten wurden. Sie wurden am Morgen gebraut und den ganzen Tag über
warm gehalten.
Kaffee
„Es ist schon merkwürdig, dass man ausgerechnet in Kolumbien keinen vernünftigen Kaf-
fee bekommt“, sagte Melissa. Das war für mich ein Anlass, wieder einmal das Rednerpult
zu besteigen.
„So überraschend ist das nicht. Schließlich wird Kaffee hier als reiner Exportartikel ange-
baut. 38
---38 Kaffee ist Kolumbiens zweitwichtigster Exportartikel und gleichzeitig (nach dem Öl) der am zweithäufigsten ge-
handelte Artikel der Welt (wenn man illegale Drogen nicht berücksichtigt).
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