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Jugo de Maracuy
In Santa Marta gibt es nicht viel zu unternehmen oder zu sehen, obwohl die Stadt 1525
gegründet wurde und die älteste Stadt in Kolumbien ist; auch ist Simon Bolívar im Jahre
1830 hier gestorben. Das Miramar und das El Prado lagen im Stadtkern aus der Koloni-
alzeit, einem Viereck aus zehn Häuserblocks mit ruhigen, baumlosen Straßen am Meer,
begrenzt durch zwei Hauptstraßen und eine Eisenbahnlinie. Die geschäftlichen Aktivitäten
der Stadt hatten sich ins neuere Stadtzentrum verlagert, weg vom Meer, und hatten das alte
Viertel seinem friedlichen Schlummer in der Hitze überlassen. Straßenkinder lagen auf dem
Gehsteig und schliefen ihre Klebstoff-Schnüffel-Orgien aus oder bettelten in den Restaur-
ants an der Strandpromenade um Essen. Nachts lehnten Huren untätig in Hauseingängen.
Am Abend ging man auf die Promenade. Junge Paare schlenderten durch die von Palmen
gesäumte Allee hinter dem Strand; Kokain-Dealer saßen herum und warteten auf Kund-
schaft. Hinter den Palmen drehten die Cafés und Restaurants die Salsa-Musik auf und ka-
men allmählich in Gang. In einer Bar, die zur Straße hin offen war, spielte jeden Abend
eine Live- Vallenato -Gruppe. Der Sänger jammerte traurige Trinklieder zur Begleitung aus
Akkordeons und Violinen.
„Wenn man tanzen will“, erklärte mir ein junger Kolumbianer, „tanzt man zu Salsa. Aber
wenn die Freundin wegläuft, betrinkt man sich und hört Vallenato .“ Es war die Musik der
Marimberos - der Marijuana-Bauern und -Schmuggler der siebziger Jahre, die Santa Marta
einen kurzfristigen Boom beschert hatten. Die meisten Menschen in Santa Marta waren
Mulatos afro-spanischer Herkunft. 37
---37 Der Terminus Mulato bezeichnet eine afro-indianische oder afro-spanische Herkunft (oder alle drei zusammen) -
im Unterschied zum Mestizo , der eine indianisch-spanische Herkunft hat.
Hier an der Karibik schien sich jeder mit jedem vermischt zu haben: Spanier, Indianer und
Afrikaner. Das Ergebnis waren die Costeños - freundlich, gelassen, voller Lebensfreude
und ein kleines bisschen verrückt. Die Costeña -Mädchen waren wunderschön: Hochge-
wachsen und schlank, mit spöttischen, trotzigen Augen, glatter, kaffeebrauner Haut und
langem dunklem Haar. Der schmale Strand vor der Promenade war überraschend sauber.
Schwabbelige Männer mittleren Alters und wunderschöne junge Mädchen joggten den
Strand entlang, während ein paar Jugendliche die akrobatische brasilianische Kampfkunst
Capoeira übten. Draußen auf See wurde die Bucht von zwei gewaltigen Öltankern be-
herrscht.
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