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Die Arhuaco blieben weiterhin rätselhaft und distanziert. Sie begrüßten uns höflich, zeigten
aber wenig Lust, sich zu unterhalten. Als wir zum Dorfladen gingen, fuhr der Inhaber noch
eine halbe Stunde lang damit fort, Koka zu zermahlen, bevor er uns bediente. Sie zeigten
schon mehr Interesse, als wir eine ihrer Taschen kaufen wollten. In Kolumbien sind die
Arhuaco für ihre Wolltaschen, die Mochilas , berühmt, die von den Männern gestrickt wer-
den und in Bogotá sehr in Mode sind. Melissa fand sie toll und kaufte gleich zwei davon.
Von da an zeigten alle Leute, an denen wir vorbeikamen, auf ihre Mochillas und fragten,
ob wir sie kaufen wollten. Der Reiseführer warnte uns davor, die Arhuaco zu fotografieren
oder ihnen Alkohol anzubieten, was wir strikt einhielten.
Wir verbrachten zwei Tage damit, einen Wasserfall zu suchen. „Was hat euch der Wasser-
fall geschickt?“, fragte ein alter Mann, dem wir auf dem Rückweg begegneten. „Er hat uns
seine Liebe geschickt“, antwortete Marcela. Der Mann dachte eine Weile über diese Ant-
wort nach und nickte dann bedächtig.
Eine Woche später fuhr ein Jeep zurück nach Pueblo Bello. Es war das erste Fahrzeug, das
wir seit unserer Ankunft gesehen hatten. Die Kanadier saßen schon drin. Von Raphael war
nichts zu sehen. „Der Kerl war nichts weiter als ein verdammter Betrüger. Wir haben ihm
gesagt, wo er sich seine Dienste hinstecken sollte. Wir sind ohne ihn genauso gut zurecht-
gekommen“, sagte Randy gedehnt. „Mann, diese Typen sehen großartig aus, was“, fügte er
hinzu. „Ich hoffe bloß, dass die Fotos gut rauskommen.“ „Ich dachte, die Arhuaco wollen
nicht fotografiert werden“, sagte ich. „Also das hat uns keiner gesagt. Aber die Typen
haben sich voll darüber gefreut.“
Nicht nur das. Sie waren auch in der Nacht um ein Lagerfeuer gesessen, hatten sich be-
trunken und sich prächtig amüsiert. Die Kanadier hatten sogar ein paar von den Ältesten
der Arhuaco nach Kanada eingeladen.
Der Fußmarsch hierher mochte hart gewesen sein, aber die Fahrt zurück war schlimmer.
Mir war schlecht. Aus irgendeinem Grund schien ich immer nur vor langen, holprigen
Fahrten krank zu werden. Diese Fahrt war lang und holprig. Die Straße sah aus, als hätte es
zwei Wochen zuvor ein Erdbeben gegeben. Das lag daran, dass es hier zwei Wochen zuvor
tatsächlich ein Erdbeben gegeben hatte. Es waren gewaltige Risse darin - und Abgründe,
in die ein Auto hineinfallen konnte. Wie auch immer die Oberfläche vorher beschaf-
fen gewesen war - jetzt bestand sie nur noch aus losem Schotter. Der Fahrer hatte zwei
Holzdielen dabei, um Spalten zu überqueren, die man nicht umfahren konnte. Der Jeep war
gestopft voll. Immer wenn wir durch ein Schlagloch fuhren (ca. alle zehn Sekunden) schlug
mein Kopf gegen das Blechdach. Diese drei Stunden waren eine reine Qual.
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