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„Keine Piranhas hier … gut schwimmen“, beruhigte uns Fernando. Wir sprangen hinein.
Als wir es taten, begann Fernando, auf der anderen Seite des Kanus mit dem Paddel heftig
auf das Wasser zu schlagen. „Was machst du, Fernando?“ „Piranhas kommen auf diese
Seite“, erklärte Fernando. Wir waren draußen, bevor er den Satz beendet hatte. Fernando
lachte herzlich darüber. Mir fiel auf, dass er selbst nicht geschwommen war. Nach Einbruch
der Dunkelheit gingen wir Kaimane besichtigen.
Modesto ruderte das Kanu in die Mitte des stillen schwarzen Sees und ließ uns treiben.
Stille und Dunkelheit umfingen uns. Eine völlige, natürliche Stille. In dieser mondlosen
Nacht war es auch eine völlige, natürliche Dunkelheit; sie erschien mir ebenso fremdartig
wie die völlige Stille. Als wir vorbeifuhren, glitten Kaimane von den schlammigen Ufern
ins Wasser, da unsere Gegenwart sie störte. Wir leuchteten mit unseren Taschenlampen ans
Ufer; teuflisch-rote ReptilienAugen reflektierten die Strahlen. Plötzlich gab es neben uns
einen mächtigen Platscher. Etwas sprang aus dem Wasser aufs Boot zu. Ich spürte einen
Schlag gegen die Brust. Melissa schrie.
Das Ding fiel zappelnd auf den Boden des Kanus. Wir leuchteten mit einer Taschenlampe
nach unten und sahen einen fliegenden Fisch, der hilflos herumflatterte. Diesmal mussten
wir alle vier herzlich lachen.
Am nächsten Tag paddelten wir stromaufwärts. Das war schwieriger, also half ich
Fernando beim Paddeln. Modesto behielt seine versteinerte Fischerpose am Bug bei. Nach
dem Mittagessen begann es zu regnen, aber der warme tropische Regenguss kühlte uns
kaum ab. Wir nahmen drei indianische Männer ein Stück weit mit, die Modesto vom Ufer
aus herbeigerufen hatten. Sie alle hatten große Segelohren und ein angeborenes breites
Grinsen. Alle drei hatten außerdem verbeulte Gewehre. Als sie im Kanu saßen und uns ans-
tarrten, beäugte ich unbehaglich ihre heruntergekommenen Gewehre. Wieder einmal waren
wir mitten im Nirgendwo und unsere Bewaffnung war weit unterlegen. Melissa gewöhnte
sich wohl allmählich an solche Situationen, denn sie bat mich nicht einmal mehr um mein
Taschenmesser.
Wir erreichten das Büro des Parks gerade noch rechtzeitig, um eine Mitfahrgelegenheit auf
der Ladefläche eines leeren Lasters zu bekommen. Als der LKW die Straße entlang raste,
bemerkten wir, dass die Ladefläche an den Seiten offen war und nichts bot, woran man sich
festhalten konnte. In jeder Kurve wurden wir über die offene Plattform geschleudert. Die
Äquator-Sonne ging feuerrot hinter den armen kleinen Bauernhöfen am Straßenrand und
dem sie umgebenden Dschungel unter, aber wir waren zu sehr damit beschäftigt, auf dem
LKW zu bleiben, um allzu viel aufzunehmen.
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