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erklärte, was wir zu erwarten hatten. „Ihr werdet Blumen, Pflanzen und Insekten sehen, die
euch angreifen.“ Das klang nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass wir uns mitten im
Dschungel befanden, umgeben von Blumen, Pflanzen und Insekten, die uns angriffen. Her-
bert sah bleich aus. Die zähe Flüssigkeit war in uns. Es gab kein Zurück. Wir warteten. „Es
sah ein bisschen wie Sperma aus“, witzelte Mark. „Dann weißt du ja, warum er acht Stun-
den gebraucht hat, um einen Topf von dieser Größe vollzumachen“, sagte Melissa. „Wenig-
stens hat es nicht wie Sperma geschmeckt …“, sagte ich. „Woher weißt du das denn?“,
fragte Melissa. „… ich weiß es wohl nicht wirklich.“ „Ich hätte diesen Topf auf einmal
vollgekriegt“, sagte Mark. Nichts passierte. Herbert saß im Sand und hatte einen besorgten
Gesichtsausdruck. Nach ungefähr einer Stunde fragte ich Delfin wegen den zwei Cofan,
die dasaßen und ins Leere blickten. „Sehen sie etwas?“
Delfin fragte sie. „Sie sagen, sie sehen Blumen.“ „Frag sie, was mit den Pflanzen und In-
sekten passiert ist“, sagte Melissa. „Ihr müsst versuchen, euch nicht zu erbrechen“, wies
Delfin uns an.
Herbert erbrach sich. Ich hatte allmählich ein merkwürdiges Gefühl der Orientierun-
gslosigkeit. Irgendwie waren die Dinge nicht ganz normal. Nun begann es. Zitternd sah ich
die anderen an. „Ich glaube, ich spüre langsam was“, sagte Melissa. Herbert erbrach sich
wieder. Mark grinste. Ich entfernte mich etwas von den Lauben. Im offenen Flussbett kon-
nten wir, anders als im Wald, den Himmel sehen. Es war eine sternenklare Nacht.
Ich spürte einen stechenden Schmerz im Magen und konnte mich gerade noch rechtzeitig
hinhocken, bevor ein Strahl flüssige braune Scheiße herausschoss. Gleichzeitig erbrach ich
einen Strahl flüssige gelbe Kotze. Was auch immer das Zeug sonst mit mir machte, es
spülte mich auf jeden Fall ordentlich durch. Ich hatte Probleme, meine Bewegungen zu
koordinieren. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Ich schwankte zurück zu
den Lauben und plumpste mit dem Gesicht nach unten auf die Blättermatte.
Stundenlang lag ich da. Oder waren es Minuten? Irgendwann kam Melissa und legte sich
neben mich. Ich erinnerte mich nur dunkel daran, dass Mark und Herbert in der anderen
Laube lagen. Ich fühlte mich fieberkrank. Alles drehte sich. Ich lag da wie auf den Boden
genagelt, denn alle Kraft hatte meinen Körper verlassen. Ich schloss die Augen. Wilde
geometrische Muster explodierten wie Bomben unter meinen Augenlidern. Kaleidoskopis-
che Explosionen strömten aus einem mystischen Zentrum. Wellen elektrischer Zickzack-
linien scrollten gnadenlos vorbei, wie ein psychedelisches weißes Rauschen auf einem
falsch eingestellten Fernsehbildschirm. Und auch organische Umrisse. Die Umrisse des
Waldes. Blätter und Äste, die tanzten und schwangen. Blumen, die sich plötzlich öffneten.
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