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Achtzehnter Tag
Die Sonne weckte mich. Die Luftmatratze hatte in dieser Nacht vergessen, dass
sie undicht war. Ich duschte mit einer Plastiktüte über dem Arm. Das Pflaster blieb
trocken. Ich ließ es an seinem Platz.
Zum Frühstück gab es, wie immer, einen Cappuccino und eine Portion Quark.
Dann ging es los.
Zunächst fuhr ich durch eine wunderschöne Landschaft mit sanften Steigungen
und leichten Abfahrten in Richtung Münsingen, direkt nach Süden.
Da ich aber nicht nach Lindau wollte, sondern zu den Pfahlbauten nach Unter-
uhldingen, also über Überlingen, musste ich mich weiter westlich halten. Das bra-
chte mich zwar dem Bodensee nicht näher, dafür aber einem Hinweisschild, das
mich zu einem Schloss namens Lichtenstein mit »schöner Aussicht« und einem
Café locken sollte.
An lüsternen Tagen kann ich mir den Blick in das Dekolleté einer schönen Frau
nicht verwehren, an sonnigen Tagen geht es mir mit dem Blick auf ein eindrucks-
volles Bauwerk und in eine schöne Landschaft ebenso.
So machte ich mich denn an den Aufstieg. Natürlich stand das Schloss, oder
besser gesagt: die Burg, auf einem Felsen in 817 m Höhe. Und - natürlich musste
ich schieben.
Da ich unterwegs in einem kleinen Ort Bargeld und Lebensmittel ergänzt hatte
undaneinemBrunnenFrischwasserinmichundmeineWasserflaschegefüllthatte,
war ich frohen Mutes. Der schwand allerdings langsam, als ich nach 4 km mein Ziel
immer noch nicht erreicht hatte. Er verließ mich gänzlich, als ich nach einem weiter-
en Kilometer in brütender Hitze endlich am angekündigten Café anlangte, wo mich
ein Zettel an der Tür empfing, auf dem ich lesen musste:
»Heute geschlossen! Ruhetag!«
Ich befand mich in Baden Württemberg, in der schwäbischen Alb. Die
Schwaben, so sagt man, sind ein besonders fleißiges Volk. Aber wann, - verdammt
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