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Siebzehnter Tag
Auch am Morgen und später konnte ich nicht klären, ob ein unsichtbares Löch-
leinodervielleicht,dernichtdauerhaftdichtendeStöpselmichzudiesenAtemübun-
gen zwang. Ich fand mich also damit ab und freute mich nach entsprechenden An-
strengungen jedes Mal über ein paar nachfolgende Stunden Schlaf und hoffte auf
die, nach esoterischen Gesichtspunkten zu erwartende, Bewusstseinserweiterung.
Die hat sich allerdings nicht bemerkbar gemacht.
Bemerkbar machte sich dagegen schon früh am Morgen die zu erwartende
Hitze dieses vorzeitigen Hochsommertages. Ich frühstückte also, packte meine
Sachen, holte mein Handy, bezahlte und machte mich auf den Weg.
Aber wo war dieser Weg? Meine Fahrradkarten waren verbraucht und die in-
zwischen erworbene Autofreizeitkarte ziemlich am Ende. Auf dieser Grundlage
führte der Weg also zwangsläufig häufig in die Irre. Ich fand zwar immer wieder
einmal zu der auf meinem Routenplan ausgedruckten Strecke zurück, verlor sie
aber auch gleich wieder und musste mich zurückfragen, ohne dabei wesentlich vor-
anzukommen. Schließlich beschloss ich, mich in Zukunft nur noch an erreichbar-
en Campingplätzen zu orientieren. Am späten Nachmittag traf ich neben der Land-
straße einen alten Mann, der mir erzählte er wäre 68 Jahre alt und das, was ich da
gerade machen würde, nämlich eine Reise mit dem Fahrrad, ja, genau das wäre
auch sein größter Traum. Dann meinte er, der nächste Campingplatz wäre der bei
Urach. Ich müsse da vorne nur nach links abbiegen und der Straße folgen. Nach
Urach ginge es ganz bequem stetig bergab.
Zunächst aber ging es durch eine hölzerne Barriere auf den Radweg. Dabei un-
terschätzte ich die Breite meiner Packtaschen, blieb hängen und stützte mich mit
dem Unterarm auf dem seitlichen Geländer ab. Das tat nicht besonders weh. Wie
sich aber herausstellte, nachdem ich entgegen der Behauptung des alten Mannes
zuerst ca. fünf Kilometer steil bergauf geschoben hatte und bei einer kleinen Ver-
schnaufpause Zeit fand, den immer noch leicht schmerzenden Arm zu betracht-
en, hatte mir ein Holzspan einen millimeterbreiten etwa 20 cm langen Streifen aus
der oberen Hautschicht geschnitten. Die Wunde blutete zwar nicht, aber sie nässte
leicht. Ich beschloss also sie nicht abzudecken, sondern vom heißen Fahrtwind
trocknen zu lassen. Denn von nun an ging es wirklich nur noch bergab.
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