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Der Campingplatz kam mir riesig vor. Mit einer Fläche von 17000 m² war er das
wohl auch. Die Zeltwiese lag etwas entfernt von der Wohnwagenstadt auf einer
kleinen Anhöhe. Ich fand einen guten Platz mit freiem Blick auf das Gelände unter
mir. Dort lag ich dann, nach einer heißen Dusche, vor dem Zelt, den Inhalt einer
Dose Kartoffelsuppe im Bauch und genüsslich an einer Tafel Schokolade knab-
bernd, als sich der getreue Heiko an meinem Handy meldete. Wir konnten nur ein
paar Worte wechseln. Dann war der Akku leer. Ich musste also zur Rezeption und
ihn über Nacht aufladen lassen. Und weil ich nun schon einmal hier unten war,
genehmigte ich mir noch ein Weizen. Flüssigkeitsbedarf war nach diesem heißen
Tag mehr als genug vorhanden.
Eigentlich war das Handy nur für den Notfall gedacht. Also - wenn das Haus
abbrennen sollte oder eine nur von mir zu fällende dringende Entscheidung ver-
langt würde. Aber Heiko, der auf irgendeine Weise an meine Nummer gekommen
war, zeigte sich von einer derart positiven Neugier und Faszination, dass ich ihn
nicht durch das plötzlich abgebrochene Gespräch vor den Kopf stoßen wollte. Von
meinem Platz unterm Sonnenschirm konnte ich eine Telefonzelle sehen. Heikos
Nummer hatte ich nicht. Ich rief also Edgar an und bat ihn, Heiko den Grund für
das abgebrochene Gespräch mitzuteilen.
Danach verkroch ich mich in meinem Zelt.
Ich schlief tief und fest. Im Traum fuhr ich wieder einmal im Kajak die wilden
Stromschnellen der Ardèche in Südfrankreich hinab. Der Wasserstand war niedrig.
Vor mir tauchten ein paar flach geschliffene Felsen im Flussbett auf. Die Strömung
trieb mich direkt darauf zu. Ich versuchte etwas näher ans Ufer zu paddeln, um un-
geschoren daran vorbei zu kommen. Plötzlich ein harter Ruck. - Verdammt! - Ich
war auf Grund gelaufen. Ich saß fest! Hoffentlich hatte das Boot kein Leck bekom-
men. Das wäre schlimm. Das durfte nicht sein. Erschrocken fuhr ich hoch, kam
langsam zu mir, rieb mir die Augen, nahm meine Umgebung wahr.
Ich saß nicht im Boot. Ich saß im Zelt. Da waren auch keine rauschenden
Wassermassen um mich herum. Da war nur das Rascheln des Windes in den Blät-
tern der Bäume über mir. Aber der Ruck war real gewesen. Fest saß ich auch.
Allerdings nicht auf einer Untiefe, sondern auf meinem Hintern. Ziemlich hart sog-
ar, auf einer Wurzel, die sich äußerst unangenehm unter der Luftmatratze krüm-
mte. - Was heißt hier Luftmatratze?! - Das hier, war nur noch eine schlappe gum-
mierte Matte mit Restluftgehalt und zufallsgesteuerter Weckfunktion.
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