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Fünfzehnter Tag
Obwohl dieser Campingplatz jede Menge Luxus bot und auch von der zwis-
chenmenschlichen Seite her sehr sympathisch war, bin ich heute weitergefahren.
DasmenschlichSympathischebestandnichtnurinmeinerTraumfrausondernauch
in einer etwas älteren Dame, die mich kurz vor meinem Aufbruch besuchte und
ganz enttäuscht fragte, ob ich denn wirklich schon abreisen wolle, denn ihr Mann
und sie, hätten mich gerade zum Frühstück einladen wollen - der Kaffee wäre
frisch aufgebrüht und die Brötchen vom Bäcker noch warm. Leider musste ich ab-
sagen, denn ich hatte meinen Cappuccino schon getrunken und den Quark schon
im Bauch.
»Schade«, sagte sie und sah dabei so traurig aus, dass ich fast ein schlechtes
Gewissen bekam, weil ich schon so früh weiter fahren wollte.
Gegen Mittag kam ich an einen Ort, an dem man neben der Straße, bei einem
riesigen alten Mühlstein zwei Bänke aufgestellt hatte. Damit war ein ebenso ori-
gineller wie bequemer und anheimelnder Rastplatz geschaffen worden, den ich
nicht ungenutzt lassen konnte.
Danach kam eine Abzweigung, die zu einer Burg und einem Café mit Terrasse
und schöner Aussicht führen sollte. Es war ein heißer Tag, meine Wasserflasche
schon geleert und die Aussicht auf eine schöne kalte Cola einen Umweg wert. Also
schob ich mein Rad erwartungsvoll zur Burg Hornburg dem ehemaligen Wohnsitz,
des durch Goethes Drama berühmt gewordenen Herrn Götz von Berlichingen hin-
auf. Leider erfüllte sich meine Erwartung nicht.
Die schöne Aussicht aufs Neckartal war zwar vorhanden, die Aussicht auf eine
erfrischende Cola aber musste ich begraben. Das Café hatte geschlossen. Es war
Ruhetag. Ich dachte also die drei Punkte die in meiner Schulausgabe für die groben
Worte des Herrn von Berlichingen gestanden hatten im Klartext und setzte noch
einige Ausdrücke hinzu, die man anständigerweise auch nur mit jeweils drei Punk-
ten niederschreiben sollte.
Der Blick ins Tal, auf Weinberge und Fluss jedoch, war den Weg wert gewesen
und nachdem mich ein älterer Herr, der genauso getäuscht worden war wie ich,
gefragt hatte, ob er denn ein Foto von mir mit meiner Kamera machen sollte und
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